Seelese und Mammut (78)

Einmal die Zeit der Lektüre auf dem Zürisee zu verbringen ist eigentlich schon seit dem Anfang meines Studiums vor nun schon bald drei Semestern geplant. Ich stellte es mir unglaublich abwechslungsreich vor, einmal auf dem See zu lesen statt immer an Land. Das ZVV-Verbundsabo hätte es sogar erlaubt, ohne zusätzliche Kosten auf dem Zürisee eine Runde zu drehen und in fremde Welten einzutauchen. Jetzt kommt aber schon der zweite Winter und meine Füsse haben immer noch nicht auf einem Kursschiff am Zürisee gestanden. Eine ernüchternde Zwischenbilanz.

Dafür aber brachte mich ein Segelkurs des akademischen Sportvereins Zürich aufs Wasser (und ab und zu auch ziemlich unfreiwillig ins Wasser!). Das hektische Führen eines Katamarans erlaubte allerdings nicht, sich auf dem Boot in die Lektüre zu vertiefen, sondern    verlangte Konzentration auf Wasser, Wind und die ziemlich heimtückischen Wenden, die manchmal auch in einer Halse und im schlimmsten Fall im Kentern endete. Schon am ersten Tag wäre das Buch nass geworden. Da blieb einem nichts anderes übriges als die Lektüre auf der Strandliege zu bevorzugen.

Dass ich es erst vor kurzem endlich einmal ins Zoologische Museum der Universität Zürich geschafft habe, um zu erfahren, dass das vermeintliche Mammut nur ein Riesenfaultier ist, macht mich schon fast ein wenig stolz. Aber auch das Hochgefühl des Stolzes will hier relativiert sein, denn ganz ohne die Überredungskünste der Teilnehmer in meinem Tutorat wäre es wohl nicht so schnell gegangen, bis ich einen Tritt in die Heimat der ausgestopften Tiere gewagt hätte.
An irgendeinem schönen Sommertag werde ich es aber wohl doch noch schaffen, auf ein Schiff am Zürisee zu klettern.

Am besten wäre wohl der Termin der zweiten Jungfernfahrt der Panta Rhei, denn es wäre sowohl für den lesenden Passagier als auch für das Schiff zum zweiten Mal Premiere auf dem Zürisee.

2 Gedanken zu „Seelese und Mammut (78)

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