#13: Abart und Art (102)

Aber nein, Abart ist wieder einmal so ein Begriff, den man sich schwer vorstellen kann, denn Art – von lateinisch ars, artis kommend und Kunst bezeichnend, dann eine Partikel ab vornedrangehängt, die ja den Sinn des danach kommenden negiert. Bei Abart, der Ab-Kunst macht das Ganze keinen Sinn, denn Kunst, also Art, entsteht doch gerade dadurch, dass sie abgerückt ist von der Kunst. Wenn etwas abartet, eben abweicht, wird es erst zur neuen Art. Art und Abart bedingen sich eventuell sogar, das müssen aber andere entscheiden. Abartig zu sein und Abartigkeit zu demonstrieren ist vielleicht auch die Aufgabe der Art. Wir wollen hier aber gar nicht Aufgaben oder Nicht-Aufgaben von Kunst definieren, sie soll sich doch selbst definieren und – wenn wir etwas wünschen dürfen – ihr Zeigen zeigen, denn dann ist der Zugang vielleicht nicht zu.

5 Gedanken zu „#13: Abart und Art (102)

  1. Die Russlanddeutschen in einem Aussiedler-Wohnheim, in dem ich Zivildienst leistete, sprachen davon, etwas „abartig“ zu kochen. Gemeint war: in einem anderen Topf.

    Lässt einem an „apart“ denken.

    Vielleicht war das Wort früher reicher in seiner Bedeutung, nicht negativ besetzt.

    In diesem Sinne sind die Ab-artigen einfach nur die anderen, die Un-Normalen.

  2. Danke, dass du deine Beobachtung mit uns teilst! Das ist natürlich immer interessant, auch von Regionen zu hören, wo Deutsch nicht als Muttersprache gesprochen wird.

    Zur Herkunft: in einem anderen Duden, den ich natürlich nicht parallel lesen kann, weil das ins Grenzenlose führen würde, wird deine Vermutung nicht ganz bestätigt: abartig ist seit dem 17. Jahrhundert im deutschen Wortschatz unter vom Normalen abweichend, allerdings auch da schon mit der Konnotation von krankhaft. Schöner wäre natürlich, wenn man das auch im Kluge nachschauen könnte.

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