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Poesietelefon

Was für eine einfache und grossartige Idee: Eine Telefonnummer, die man anrufen kann, die einem Poesie schenkt. Beim Basler Poesietelefon tauscht man reiche Lyrik gegen ein bisschen Zeit. Im Internetzeitalter wirkt es wie aus der Zeit gefallen, dass man eine Nummer anrufen kann, um sich Gedichte vorlesen zu lassen. Aber das konnte man in der Mediengeschichte mit dem Telefon bereits einmal, und zwar mit dem Operntelefon.

Wer keine Zeit für eine ganze Oper mitbringt, aber für mehrere Gedichte, muss diese Septemberwoche nutzen: Zum Tag der Poesie 2019 sind gleich mehrere Gedichte zu hören. Man wählt einfach eines aus, das einen besonders interessiert. Und ja, man könnte wieder einmal einen ganzen Tag am Telefon verbringen: 061 721 02 05.

Call a Poem!

Die Dinge des Alltags

Noch ist der Weg weit bis man nichts mehr wegzuwerfen hat: In der Weihnachtswoche war keine Entsorgungstour der Stadtwerke vorgesehen. Schnell gab es riesige Abfalltürme, die beseitigt werden mussten. Man stelle sich vor: Ein Berg mit Windeln, Plastikverpackungen, Resten von gutem Essen, und was da sonst so ist über die Feiertage.

Welche Geschichten hätten diese Haufen zu erzählen? Kürzlich fragte mich ein Nachbarsjunge, was ich mit meinem Kompostkübel denn mache. Und was es darin habe. Ich erklärte es ihm; die Eltern genierten sich sichtlich, sagten da sei nichts Anderes drin als bei ihnen auch. Aber vielleicht ja doch: Neben dem Voyeuristischen, das diese Eier- und Orangenschalen, der verwesende Filterkaffee und alles andere hatte, war da vielleicht etwas mehr in diesem Fragen: Was machen die Anderen anders als wir? Und mir gab das fragende Kind ein bisschen Aufmerksamkeit für Dinge des Alltags oder das, was von ihnen übrigbleibt.

Frühling bei Nebel


Woran merkt man bei Nebel, dass der Frühling da sein muss? Die Kindergartenkinder gehen ihres Weges und freuen sich auf Nachmittage im Schwimmbad. Die Kleinen überbieten sich in Phantasien, geben an, zehn Meter zu können. Was, vom Zehnmeter springst du? – Nein, ich kann zehn Meter schwimmen.
Und das an einem Tag, an dem man kaum den nebenan sehen kann.

Büchermenschen

Heute mit Hilde Domin im Kopf in die Stadtbibliothek gegangen, das war noch da aus einem Gespräch mit einer Schülerin. Ein paar Bücher holen, wie man das immer tut, aber mit offeneren Augen: Darum entdecke ich, dass dort in der Handschriftenabteilung ein Ausschnitt aus dem Gästebuch der Literarischen ausgestellt ist. Sie war im Jahr 1975 zu einer Lesung in der Literarischen und bedankt sich im Gästebuch für den schönen Abend. Das sind so schöne Erlebnisse im Leben eines Büchermenschen.

Avocadoland


Es war ein gutes Jahr, das letzte. Es gab zwei Mal Erdbeeren- und zwei Mal Spargelsaison. Wir genossen die Erdbeeren besonders mit Granolamüesli und Jogurt. Langsam gewöhnten wir uns an die Läden. Und immer waren wir restlos überfordert, wenn wir vor dem Jogurtgestell standen. Oft entschieden wir uns für griechischen Naturjogurt, den es in mehrfacher Ausführung gab, denn mit Milchprodukten kennen sich die Neuseeländer gut aus.

Der Spargel war kleiner und dünner, als wir ihn kennen. Wunderbar an Nudeln zu machen. Denn das war unserer Hauptnahrungsmenü in den Motels: Nudeln mit Spargel und Tomaten. Und irgendetwas mit Avocado dazu. Als Europäer hat man völlig falsche Vorstellungen von Avocado. Zwar sind sie gekennzeichnet als sofort genussreif, mit reif haben Avocado in der Schweiz aber gar nichts am Hut. Die Avocados reifen am Baum, es gibt Avocadopflanzungen, das ist so ein Unterschied, wie wenn man Wintertomaten mit Tomaten vom Balkon vergleicht.

Neben diesen kleinen Alltagswundern haben wir beim besten Italiener der Welt gegessen, in einem Restaurant gegessen, wo wir uns wunderten, warum alle Chinesen Filet Wellington assen, vorbestellt notabene. Einmal unser bestes Barbecue verspiesen nach einer Kajaktour. Und nach all den Pork Bellys und Fisch in allen Varianten freuten wir uns immer wieder, wenn wir auch einmal ein vegetarisches Restaurant fanden. Auch wenn wir dann immer daran denken mussten, wie das eine Brunchrestaurant mit dem Motto überschrieben war, dass nur Vegetarier sein könne, wer noch nicht ihr Pastrami-Sandwich probiert habe. Aber die wissen nicht, was sie an ihren Avocados haben.