Archiv der Kategorie: Beobachtet

Hundeplatz

Mein Schilderwald spriesst prächtig. In den Fotos aus Strasbourg habe ich mein Lieblingsschild wiederentdeckt, eins extra für Hunde. Canisite heisst es da (bestimmt für die déjections canines). Die Hunde bekommen damit einen Platz beschrieben, an dem sie ihre Geschäfte unternehmen dürfen. Alle anderen Örtchen sind verboten.

Canisite
Canisite

Und wahrscheinlich sind die anderen Orte auch nicht so attraktiv wie dieses Sandfeld mit reichlich Spuren anderer Hunde. Der Canisite ist kniehoch eingezäunt mit Holzpflöcken.

Eingezäuntes Sandfeld
Eingezäuntes Sandfeld

Haben die nicht grandiose Ideen? Und wortschöpferisch sind Hunde ziemlich produktiv, denken wir doch nur an die Robidogsäcke in der Schweiz.

Rosenkranz

Mit dem Tram den Zürichberg hochgefahren, zum Zoo mit Tomatensaft und Currysandwich. Vorne sitzen junge Ortsansässige. «Hast du jetzt das gesehen? – Der läuft mit einem Kreuz in der Stadt herum und hat so Perlen dran. Schon ziemlich irre.» Dem Jungen muss auch entgangen sein, dass der Herr schwarz angezogen ist und einen weissen Collarkragen trägt.

Stadtreinigung

Ob man es glaubt oder nicht, Städte werden gereinigt und gefegt. Nicht nur mit Wischfahrzeugen oder anderem Gefährt. Schläuche werden ausgelegt, in Gullis runtergelassen und wieder heraufgezogen. Während sie heraufkommen, sucht sich das Abwasser Wege. Es flieht vor dem Strahl sauberen Wassers, der hinterhereilt und in seiner Eile den Blütenstaub mit sich reisst.

Selbst der Himmel hilft mit: Von oben kommt Wasser, das die Zeitungen am Kiosk reinwäscht: Auch da wird der Zauber der Blüten abgewaschen. Die Allergiker, die sich eines der Exemplare reinziehen wollen, danken es vielleicht. Möglicherweise werden auch die Schreckensnachrichten durch das saure Wasser ein wenig süsser.

Manchmal riecht es von Desinfektionsmittel, an der Stelle, an der normalerweise ausgeleerter Alkohol verdunstet, Hunde herumtoben und Menschen in lebhafte Diskussionen um Zehnrappenstücke entbrennen. Es riecht dann so, wie wenn man sich nach dem Hallenbad die Füsse vollsprüht, damit keine Pilze spriessen.

An solchen Tagen ist das Pennerbänklein auch leer.

Im Glaskästchen

Einer vom Pennerbänklein erzählt, dass da in diesem Glaskästchen jeden Tag eine Frau drinsitze. Sie warte, bis jemand komme und sage, was er wolle, worauf sie tue, was er wolle, und er ihr Geld dafür überreiche. Manchmal sitze die Frau auch einfach nur in ihrem Glaskästchen und warte, aber niemand kommt; und dann erbarme es ihn jeweils schon, ihn, der auf dem Pennerbänklein sitze. Aber, das erzählte er auch noch, einer, der auf dem Pennerbänklein sitzt, habe andere Sorgen als einen zu spielen, der etwas wolle, es dann von der Frau im Glaskästchen bekomme, um sie zu bezahlen.

Und heute, im Vorbeigehen, sass niemand mehr auf dem Bänklein, nur noch die Frau im Glas.