Archiv der Kategorie: Gedanken

Rückübersetzt (41)

Wegen dem Paperholic-Testbericht zum Windows Live Translator Beta kommt mir wieder in den Sinn, welch lustigen Experimente man mit Übersetzungsmaschinen machen kann. Umberto Eco hat dies in «dire quasi la stessa cosa» bzw. «Quasi dasselbe mit anderen Worten» auch schon demonstriert.Willkürlich wähle ich einen Anreisser auf der Homepage der New York Times:

übersetzen_nytimes

Übersetzen mit Windows Live Translator

Hiervon wollen wir nur die folgendes übersetzen lassen:

Former Governor Mark Warner said today that he would run for the seat being vacated by John Warner.

Dann lassen wir das in die Übersetzungsmaschine rein und übersetzen es auf Deutsch:

Ehemaliger Gouverneur Mark Warner sagte heute, dass er für den Sitz laufen würde, der von John Warner geräumt wurde.

Abgesehen davon, dass der ehemalige Gouverneur Mark Warner plötzlich sportlich geworden ist und nun einen Wettkampf auf der Rennbahn macht statt eines politischen Wahlkampfes, ist die Übersetzung nicht schlecht geraten.Und jetzt lassen wir das Ganze nochmals auf englisch zurückübersetzen:

Former governor Mark Warner said today that he would run for the seat, which was vacated by John Warner.

Wir haben nicht mehr den ursprünglichen Wortlaut erhalten, so schlecht ist die Rückübersetzung gar nicht. Die Satzkonstruktion mit dem gerund wurde in eine relative clause umgewandelt, dies stört uns aber wohl nicht sonderlich.

Übersetzen mit Google Übersetzung

Schauen wir zum Spass einmal die Übersetzungskünste von Google übersetzen. Wir gehen wieder vom gleichen Ursprungssatz aus:

Former Governor Mark Warner said today that he would run for the seat being vacated by John Warner.

Die einfache Übersetzung ins Deutsche macht schon ein wenig Bauchschmerzen:

Ehemalige Regler-Markierung Warner sagte heute, daß er für den Sitz laufen würde, der von John Warner geräumt wurde.

Aus dem Gouverneur ist plötzlich eine Regler-Markierung geworden, Google kennt das «ß» (nach neuer Rechtschreibung in dass jedoch falsch!) und der Rest des Satzes ist gleich wie diejenige der Windows Live-Übersetzung. Dann wollen wir uns dem Abenteuer Rückübersetzung widmen:

Former automatic controller marking Warner said today that it would run for the seat, which was vacated by John Warner.

Aus Mensch macht Maschine plötzlich Maschine, um sich in guter Gesellschaft zu fühlen. Ausserdem hat sie wohl noch eine Revision bekommen, damit sie noch bis zum Sitz laufen wird… Wollen wir noch eine Übersetzung wagen?

Ehemalige Reglermarkierung Warner sagte heute, daß sie für den Sitz laufen würde, der von John Warner geräumt wurde.

Wow! Reglermarkierung ist plötzlich zu einem eigenen Wort geworden. Was ist das überhaupt?Noch lustiger werden Übersetzungen übrigens, wenn sie nicht nur hin und her übersetzt werden, sondern von der einen in eine andere Sprache. It’s up to you to try it!

Zettelkasten oder Tags? (32)

Die Wahl der «richtigen» Informationsverwaltung ist ziemlich schwierig. Was ist bei der Auswahl zu beachten? Wo sind Nutzen und auch Schwachpunkte von einigen Systemen? Meine Gedanken sind hier nachzulesen.

Am 14.7.2008 erschienen neue Gedanken zum Thema Zettelkasten: Der Karteikasten im digitalen Zeitalter.

Am 1.5.2008 erschien der neuere Artikel «Lieber Zettelkasten statt Tags».

Dank dem Artikel im imgriff-Blog über das Entwickeln einer Tagging-Strategie haben sich meine Hirnwindungen in Bewegung gesetzt. Der Artikel geht ums Taggen von Informationen: Sollen diese lieber mit möglichst vielen Tags versehen werden? Oder einfach nur mit den wichtigsten? Dabei kommt auch der Zettelkasten wieder ins Spiel, denn mit ihm ist es möglich, technische Neuerungen ohne Probleme zu überstehen.

Traditioneller Zettelkasten für Jahrzehnte zugänglich

Wenn der traditionelle Zettelkasten nicht gleich einer Feuersbrunst zum Opfer fällt, ist er mit einem guten Index, das heisst mit einer konsequenten Verschlagwortung, eine wahre Gedächtnisstütze. Davon zeugt auch der immense Zettelkasten, den sich der Soziologe Niklas Luhmann zugelegt hat:

luhmann_zettelkasten

Die immense Sammlung von Zetteln, die untereinander auf sich verweisen, bringt einen nicht zu unterschätzenden Kreativitätsschub. Aber ist ein Zettelkasten im Zeitalter von Computern mit Datenbanken oder Webanwendungen wie del.icio.us noch zeitgemäss?

Ideen für das Computerzeitalter

Mit dem Wiki zum organisierten Multimedia-Archiv

Es gibt zahlreiche Ideen, um eine Sammlung von Gedanken und bibliografischen Angaben zu organisieren. Ein Beispiel ist das spezialisierte Wiki, das sowohl auf dem lokalen Computer oder dem eigenen Webspace installiert werden kann. Nach der Installation von PHP, MySQL und Apache soll das Wiki seinen Dienst verrichten und alles sammeln, was einem sammelwürdig erscheint (auch Multimediadaten machen keine grösseren Probleme). Dabei muss nicht einmal HTML-Code erlernt werden, es kann die gleiche Syntax wie in der Wikipedia verwendet werden. Es zeichnet sich vor allem in der Verlinkung der Wiki-Artikel untereinander aus, die sehr einfach realisiert werden kann.Ein Beispiel zum Lösen des Bibliografie- und Notizen-Problems ist Wikindx, mit dessen Hilfe man eine Bibliografie erstellen kann, die auch in andere Programme und Dateiformate exportiert werden kann.

Bibliografieren mit Lit-Link

Eine weitere Lösung ist das Erstellen einer reinen Bibliografie-Datenbank, die allenfalls noch mit Zitaten und Anmerkungen ergänzt werden kann. So bietet beispielsweise Lit-Link die Möglichkeit, dies zu machen. Als ich die Software, die auf einer FileMaker-Datenbank basiert, das letzte Mal testete, war es für meine Zwecke nahezu unbrauchbar. Die einzige interessante Funktion, die es hatte, war der direkte Import von bibliografischen Daten aus Bibliothekskatalogen. Dazu muss man sich in Firefox ein Plugin installieren, mit dem diese Daten importiert werden können. Allerdings gab es auch da Probleme: XML-Dump merkte nicht, wenn Datensätze bereits importiert worden waren, weshalb in der Datenbank schlussendlich einige Einträge zu einem einzigen Buch bestanden. Auch die Bedienung lässt meines Erachtens zu wünschen übrig.

Eierlegende Wollmilchsau: Zotero

Eine viel intelligentere Lösung habe ich mit Zotero gefunden. Gerade wenn es nicht nur um die reine Verwaltung von bibliografischen Daten geht, sondern auch um die Verwaltung von digitalen Informationen, ist Zatero eine super Lösung. Das OpenSource Tool beherrscht den Import von bibliografischen Daten aus Bibliothekskatalogen wie zum Beispiel Nebis oder Ids aus dem effeff. Ausserdem können mit Zotero auch Webseitenzustände archiviert, kommentiert und verschlagwortet werden. Die Verschlagwortung bzw. das Taggen von Einträgen ist wohl eine der wichtigsten Eigenschaften, die Zotero gegenüber anderer hier vorgestellter Lösungen voraus hat. Auch die Plattformkompatibilität ist super: Auf den drei verbreitesten Systemen, Windows, MacOS und Linux mit Firefox 2.0.

Fazit

Der Test im Alltag muss zeigen, inwiefern Zotero sich wirklich für das Erfassen von Daten eignet. Was aber die Karteikarten von Luhmann den digitalen Lösungen voraus haben ist schlicht und ergreifend das gleichzeitige Anschauen von mehreren Einträgen. Mit einem Handgriff kann ein ganzer Tisch mit Karten vollgelegt werden; am Computer hingegen ist die Arbeit mit mehreren Einträgen der Datenbanken ziemlich mühsam. Auch die Garantie, dass Programme in der Zukunft weiterentwickelt werden, ist nicht auf Jahrzehnte hinaus gesichert. Und das will schon ein triftiges Argument für das Papier sein. Schliesslich will man sich nicht die Mühe machen, eine Datenbank anzulegen, um dann x Jahre später festzustellen, dass die Einträge, die man geschrieben hat, nicht mehr lesbar sind.

Öko-Ablasshandel zum Zweiten (27)

Das Spiel mit dem Gewissen

Der Öko-Ablasshandel, der mit myclimate.org etc. prominente Vertreter hat, scheint nicht nur mich (vgl. Beitrag (Post-)Moderner Ablasshandel) zu stören. Dass sich Leute ihr ökologisches Gewissen reinkaufen wollen und deshalb Spenden für jede Flugmeile tätigen, ist wohl schon von einem Bewusstsein für die Umwelt hervorgerufen, wird aber nicht durch verantwortliches Handeln quittiert. Ich habe den Al Goreschen Film nicht gesehen und habe ehrlich gesagt auch keine Lust, ihn mir zu Gemüte zu führen. Auf Tipps bezüglich Umweltverhalten von einem Umwelt-Aktivisten mit drei riesigen Displays, die weiss Gott auch nicht sehr umweltfreundlich sind, auf dem Schreibtisch kann ich gut verzichten. Dass Öko ohne Verzicht auf Vielfliegerei und grenzenlose Mobilität nicht funktioniert, meint auch Andreas Dietrich im Tagi-Magi.

Konsum fürs Klima

Dass Konsum und Klima nicht unbedingt miteinander verschmolzen werden soll ist wohl die naheliegendste Folgerung daraus, dass wenn etwas bewusst gemacht werden soll, es nicht mit dem normalen Konsum beigegeben werden soll. Das heisst, es soll nicht als Supplement zum Konzert Klimaschutz betrieben werden, wie dies beispielsweise bei Live Earth geschieht, sondern als bewusster Akt. Es ist so wie bei den Superpunkten von Coop: Wenn man ein Produkt nur kauft, weil man damit Superpunkte bekommen kann, ist es garantiert falsch, dieses zu kaufen. Beim Klimaschutz mit Live Earth genauso: Wer nur ans Konzert geht, um das Klima zu schützen, sollte effektivere Methoden wählen.Vielleicht hilft ja – ganz nach dem Motto der Streetparade – respect auch bei der Natur. Respekt haben vor der Gewalt der Natur sollten wir wohl alle, denn wir können sie nicht so einfach wie die S12 bändigen.

Update 12. August 2007:

Wenn wir’s schon von Streetparade und myclimate haben, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Streetparade sich bei myclimate engagiert hat und deshalb die Lovemobiles «klimaneutral» – wie eine Dampfmaschine mit Holz – um das Zürisee-Becken fahren.

Liebe Spammer, geht in die Ferien (26)

Liebe SpammerInnen,

Bitte macht doch eine, gerne auch zwei, drei Sommerpause(n). Ihr könnt auch das ganze Jahr über Sommer haben, aber macht einfach eine lange Pause. Ein Burnout können wir, die wir in den Genuss eurer Dienstleistungen kommen, nicht verantworten. Lasst eure Computer mal ein kühles Eis essen, damit sie (und Ihr) wieder zur Besinnung kommen. Dann merkt Ihr vielleicht endlich auch einmal, was Ihr mühseliges macht (klar war es ein Krampf, alles einzurichten, aber denkt doch auch an die Konsumenten!). Viagra ist schon genug im Keller gestapelt, auch Gratis-Software, die meinen Browser in die Sätze bringt, habe ich schon genug heruntergeladen (und alles funktioniert auf meinem Mac nicht).

Im Grunde seid Ihr wie diejenigen Zeitgenossen, die Ihre Abfälle auf der Strasse liegen lassen und meinen, sie seien sozial («schliesslich schaffe ich Arbeitsplätze»). Die Mailbox würde nämlich viel besser funktionieren ohne die sehr nett gemeinten Ratschläge und Angebote. Vielleicht lest Ihr mal eure Mails durch, sie nützen sicher, da bin ich davon überzeugt!

Update 9. August 2007: Dieses Blog hat nun schon 99 Spam-Kommentare überlebt, es meint das sei nun genug. Akismet hilft zum Glück dabei, diese herauszufiltern.