Chuchichäschtli-Orakäl

Dank Tobi bin ich aufs Chochichästli-Orakel gestossen. Fast so lustig wie im Sprachatlas deutsche Schweiz kann man herausfinden, aus welcher Region der Dialekt stammt, den man spricht. Leider gibt es da keine Tonbandaufnahmen, aber für das Identifizieren der eigenen Identität reicht das Material gerade noch so knapp.Update: Jetzt lese ich in der FAQ, dass die Auswertung mit den Daten aus dem «Sprachatlas der deutschen Schweiz» gemacht wird.

Woher stammen die Daten, die für die Auswertung verwendet werden? Die Analyse basiert auf dem „Sprachatlas der deutschen Schweiz“ von R. Hotzenköcherle, einem achtbändigen Standardwerk der Schweizer Mundarten (A. Francke Verlag, Gerbergasse 48, 4001 Basel). Gewährsleute für Spezialfragen waren A. Kölbener und A. Jenal – vielen Dank!

(Post-)Moderner Ablasshandel

Wie im Spätmittelalter mit dem Ablass, gibt es heute verschiedene Formen des Ablasshandels. Eine der interessantesten Ausgestaltungen nimmt das Bewusstsein für die Umwelt an. Statt auf einen Flug ins nahe Ausland zu verzichten, wird im Nachhinein in einen CO2-Fonds eingezahlt: Die Emissionen sollen durch nachhaltige Projekte, wie dies das Pflanzen von Bäumen oder ähnlichen Projekten der Fall ist, neutralisiert werden.

Dies erinnert mich an das Modell des Ablasshandels im Mittelalter, denn da konnten Sünden ex post mit einer Geldzahlung neutralisiert werden und ein Eintritt ins Fegefeuer verhindert werden. Wo Päpste damals eine gute Einnahmequelle gefunden haben und mit dem Geld wunderbare Bauten, hochstehende Kunst und ein immenser Verwaltungsapparat aufgebaut werden konnte, wird heute ähnliches betrieben. Private Firmen beteiligen sich an der Erhaltung unserer Umwelt.

Die Historikerin im NZZ Campus Blog sieht diese Art des Geschäftemachens gar als neue Geschäftsidee für Historiker: Bei der Aufarbeitung von verantworteten Taten mit einer «Schweigeminute deluxe» will sie für eine bessere Zukunft sorgen, indem die Vergangenheit bewältigt wird.

Ist dies ein Hoffnungsschimmer, dass bald nicht mehr Lifestyle-BeraterInnen das Leben planen, sondern studierte Historiker? Oder drehen wir uns in einem Zirkel und sind nun wieder im Spätmittelalter angelangt?

Stand up – nochmals!

Obwohl die Kampagne mit den schwerstbehinderten Bundesräten sehr provokativ war, hat sie dem Abstimmungsresultat zur IV-Revision nicht viel genützt. Hamoun von der Stand up-Initiative (oder Stand up Seite selbst) fand die Initiative gut; der grösste Teil der Bevölkerung jedoch nicht, weshalb die Kampagne dann wohl auch nicht grossflächig eingesetzt wurde.Die Zustimmung zur Revision der IV dürfte wohl nicht unbedingt erstaunen, haben doch die bürgerlichen Parteien ein reichlich hetzerisches Plakatangebot auf den Strassen platziert. So hiess es zum Beispiel, dass es genug mit dem Missbrauch sei und jetzt wieder eine stabile IV gebraucht werde.Allerdings kann ich diese Hetzkampagne nicht ganz nachvollziehen, denn die Missbrauchs-Rate ist nicht so sehr hoch. Der Fall des letzten Jahres, wo jemand in Spanien ein Kinder-Heim nach sehr ominösen und auch zu verurteilenden Weisen geführt hat, und dabei rausgekommen ist, dass dieser Mann IV bezieht, hat wohl sein volles getan und die Leute davon überzeugt, dass es IV-Missbrauch in grossem Stil gibt.Die Medien machen reichlich Politik… Und bald wird es wohl in der Schweiz nur zwei grosse Medienhäuser geben, die Konsolidierungsphase hat ja vor Kurzem einen weiteren Schritt in Richtung Zweihäuser-Medien-Landschaft gemacht.

Abgangsverspätung: Folge 2

Nicht nur die Bundesbahnen der Schweiz sprechen von Abgangsverspätung, wenn der Zug zu spät aus dem Bahnhof ausfahren soll, wie in der Zwiebelfisch-Kolumne nachzulesen ist, macht dies auch die Deutsche Bahn.Er erklärt dann auch, dass man bei Abgang nicht unbedingt an Tod zu denken braucht, das Abfahren eines Zuges werde fachsprachlich auch Abgang genannt. Lustig, dass der Alltag uns in den Fachbereich der Eisenbahnerei einblicken lässt, wenn auch nur durch die Lautsprecher im Zugabteil.

Bücherpost

Heute sind die Bücher, die ich am Samstag bei amazon.de bestellt habe, schon angekommen. Da ist zum einen Gotthold Ephraim Werke in drei Bänden und Thomas Manns Buddenbrooks. Ich freu mich schon auf die Lektüre, wenngleich ich auch wohl noch länger mit diesen Werken beschäftigt sein werde.

Und zuerst muss natürlich auch Proust noch dranglauben. Die Sache mit dem mémoire volontaire und dem mémoire involontaire ist noch ziemlich spannend. Und die Sprache ziemlich anspruchsvoll.

Aber die Fülle an Büchern und Werken, die noch zu lesen sind oder die ich noch lesen will, ist immens. Deshalb klinke ich mich jetzt aus dem Netz aus und tauche in die Welten Prousts ab, lasse mich von den Beschreibungen von Combray, dessen Kirche und den speziellen Leuten rund um den Marcel, der sich wegen dem Geschmack des Madeleines plötzlich wieder unfreiwillig an Dinge erinnert, faszinieren.