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Linkeria #26: Buchstabenmeer (Woche 9, 2010)

  • In Defense of Readers: Mandy Brown von A Working Library schreibt neuerdings auch für A List Apart. Auch hier schreibt sie für Leser. Wenn sie den Leser verteidigt, verteidigt sie die Solitude, in der Lesen passiert: «Reading is a necessarily solitary experience—like dying, everyone reads alone—but over the centuries readers have learned how to cultivate that solitude, how to grow it in the least hospitable environments.»
  • Books in the Age of the iPad: Craig Mod über Inhalte, die man gut am iPad lesen kann. Und über Bücher, die Bücher bleiben müssen. Statt tote Bücher um die halbe Welt zu fliegen, möchte er von den digitalen Distributionskanälen profitieren: «You already know the potential gains: edgier, riskier books in digital form, born from a lower barrier-to-entry to publish. New modes of storytelling. Less environmental impact. A rise in importance of editors. And, yes — paradoxically — a marked increase in the quality of things that do get printed.» [via anmut und demut]
  • Microsoft’s Courier ‚digital journal‘: Der letzte Schrei aus Microsofts Häfen. Ein digitales Moleskine. Warum nicht schon eher?

Jeden Samstag 3 Links und Kürzestzusammenfassungen zu interessanten, visionären, relevanten und lesenswerten Texten aus dem Web. Anregungen werden gerne per Mail entgegengenommen: linkeria [affenschwanz] textworker [punkt] ch

Linkeria #25: Zweifler (Woche 8, 2010)

Jeden Samstag 3 Links und Kürzestzusammenfassungen zu interessanten, visionären, relevanten und lesenswerten Texten aus dem Web. Anregungen werden gerne per Mail entgegengenommen: linkeria [affenschwanz] textworker [punkt] ch

«Was die Remer fürn Schmarrn zamenbaut habn» (121)

Wenn die Römer wüssten, wie die Menschen heute auf ihrem Forum Romanum herumlaufen, würden sie sich wohl im Grab umdrehen. Hier lästern sie über die Praktiken, die in den Vesta-Tempeln an der Tagesordnung standen, da macht sich Unverständnis für die riesigen Tore und Säulen breit.

Die gleichen Menschen, die ihr Unverständnis kund tun, überlegen sich mit Aussprüchen wie «Schau mal, was die Remer fürn Schmarrn zamenbaut habn» nicht, was sich die Menschen in zweitausend Jahren darüber denken, was wir im weltweiten Netz angestellt haben.

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Nicht dass dann ein Archäologe mit diesen tollen Archäologenkleidern noch irgendwelche Datengräber ausgraben könnte – dafür sind die Bits und Bytes dann wohl doch zu wenig fest und zu sehr von Magneten abhängig – aber wer schon Eintritt bezahlt, um das Forum Romanum zu besichtigen, könnte doch wenigstens ein wenig Achtung vor der Kultur zeigen, die Bauwerke hervorgebracht hat, die heute noch zu sehen sind. Niemand mag bestreiten, dass von einigen Sachen bloss Steinhaufen zu sehen sind, aber auch diese zeigen die Sorgfalt und Mühe, mit der diese einst errichtet und aufgeschichtet wurden.

Für digitale Fotografien sind die Steinhaufen dann doch noch gute genug, denn schliesslich – so könnte man meinen – geht die Repräsentation über die Jahrtausende hinweg: Die Römer, oder besser gesagt, diejenigen, die es sich leisten konnten, liessen sich Prachtsbauten errichten, mit denen sie ihre Macht repräsentieren liessen. Der Tourist will seinen Daheimgebliebenen wissen lassen, wo er war: Das Beweisfoto als Repräsentation seines Interesses an der Kultur, die er Steinhaufen nennt.

Was die Archäologen von morgen – beziehungsweise die Touristen von morgen – sagen werden, wenn sie dereinst die Papiere der heute lebenden Römer ausgraben werden, bleibt nur zu vermuten. Ein Beweisfoto hierzu:

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