Schlagwort-Archive: Politik

Entkoppelung

Entkoppeln des Stroms vom VerbrauchEntkoppelung ist das Wort der Stunde. Seit bekannt ist, dass die Schweiz (extrem) langfristig aus dem Atomstrom aussteigen will, überhäufen sich die Berichte in den Zeitungen, wie das zu schaffen sei. Industriezweige, die besonders energiehungrig sind, mobilisieren ihre Lobbys. Fuck you, Papiertiger!

Wir wollen da raus, wir wollen nicht länger das Risiko tragen, das ihr mit dem Atomstrom eingegangen seid. Das Risiko müsstet ihr auch in den Strompreis einrechnen und dann wäre der Strom auch teurer, denn selbst die teuerste Versicherung will den Super-GAU nicht versichern und das heisst etwas, wenn eine Industrie, die sonst alles versichern lässt, was überhaupt geht, etwas nicht versichert.

Sobald die Meiler vom Netz sind, müssen wir weniger Strom brauchen. Und dazu ist Entkoppelung das Wort: Die Preise müssen von der Stromproduktion entkoppelt werden, wie dies in Kalifornien längst der Fall ist. Nicht mehr massiver Stromverbrauch soll günstige Preise machen; gut fahren soll, wer weniger Energie braucht!

Linkeria #14: Create And Understand (Woche 49, 2009)

  • On Work: Gedanken zu Arbeit: «‹Work› can mean toil or slog, but it can also mean creation, opus, oeuvre
  • East vs. West: Inder Devdutt Pattanik über verschiedene Welten. Und darüber, verschiedene Welten verstehen zu wollen: «The World» und «My World», Logos und Mythos.
  • Ein Gespenst geht um in der Schweiz. Das Gespenst heisst Eidenbenz: Eidenbenz herrscht in der Schweiz. Ein Essay von Charles Lewinsky, der sogar Köppel attackiert. «Wir müssen uns einsetzen. Die Kleinarbeit nicht scheuen. In Parteien eintreten.»

Linkeria: Jeden Samstag 3 Links und Kürzestzusammenfassungen zu interessanten, visionären, relevanten und lesenswerten Texten aus dem Web. Anregungen werden gerne per Mail entgegengenommen: linkeria [affenschwanz] textworker [punkt] ch

Über den Politik 2.0 Vortrag (Sarah Genner) (52)

Auch von mir soll hier noch so etwas Ähnliches wie eine kleine Nachlese zum Blogcamp-Vortrag von Sarah Genner publiziert werden. Was Sarah über ihren Vortrag geschrieben hat wegen kurzem Atem und trockenem Hals nahm ich – als Teil des Publikums – gar nicht wahr.

Vielmehr hätte man meinen können, die Frau stehe jeden Tag in einem solchen Hörsaal vor einer derartigen Menschenmenge, die über Politik 2.0 etwas erfahren möchte.

Das analoge Technorati-Ranking präsentierte interessante Resultate. Höchstens dass Moritz Leuenbergers Blog mit 42 Nennungen in den Medien diejenigen Blogger mit Nennung in einer Zeitung anführt, vermochte kaum zu erstaunen. Schliesslich hat der Blog von Leuenberger vom Kanal der Pressemitteilungen des Bundeshauses profitieren können. Dieser Presserohstoff konnte dann einfach in eine Meldung umgearbeitet werden, ohne dass die Journalisten sich gross in der Blogosphäre auskennen mussten.

Interessant aber gleichzeitig ernüchternd war auch die Bestätigung der These, dass die neuen Mittel, die mit Web 2.0, das Web nicht demokratisieren, nur weil jetzt plötzlich alle einfachen Zugang zu Publikationsmitteln erhalten. Auch die Illusion, dass plötzlich aus allen Politikmuffeln politbegeisterte Bürgerinnen und Bürger werden, nur weil einige Blogs sich mit Politik beschäftigen, scheint sich (leider?) nicht zu bestätigen.

Schade war lediglich, dass der aktuelle Wahlkampf nicht mehr in die Arbeit einfliessen konnte. Viele Blogs haben sich mehr oder minder aktiv mit Kommentaren und Berichten daran beteiligt. Am Resultat hätte sich wohl dennoch nicht viel geändert und Sarah Genner hatte bereits so schon Unmengen an Material in ihrem Korpus.

Auf die ausführliche Arbeit freue ich mich jetzt schon. Wer die Vorfreude teilen will, kann sich die Slides zur Präsentation in Sarah Genners Blog herunterladen. (Nein, ich setze keinen Hotlink, auch wenn es kein Bild ist… !)

Update: Auch die NZZ erwähnt den Vortrag von Sarah Genner in ihrem Bericht zum Blogcamp.

Über den Swiss Myth (51)

Dannie Jost hat heute am Blogcamp 2.0 mit ihrem Referat zum «Swiss Myth» zu sehr interessanten Gedanken über den «Swiss Myth», die Schweizer Politik und die Wahrnehmung der Welt anspornen können.

Die anschliessende Diskussion hat denn auch gezeigt, wie sehr sich eine Beschäftigung mit den Mythen lohnen kann. Und auch die Beschäftigung mit dem Begriff des Mythos, der Bildung von Mythen.

Dass der Umgang mit Mythen durchaus auch Kritik ermöglichen soll, die aus der Beschäftigung mit dem Thema «Mythos» herausgehen kann, zeigten die Reaktionen der Gesprächsteilnehmer. Ein kritisches Hinterfragen der Mythen ist nämlich insofern von Bedeutung, als wir unser Denken mit der Vereinnahmung durch Mythen auf eine gewisse Weise prägen, gar Weltanschauungen mit Mythen erklären.

Gerade wo es zu Erklärungen von Identität kommt, die auf Mythen gründen, ist äusserste Vorsicht geboten. Lustigerweise wurde der Tell-Mythos nicht erwähnt. Dies war wohl dem Thema zu verdanken, das Dannie Jost mit ihrer Schilderung zu den Krawallen in Bern klar in eine andere Richtung gelenkt hat.

Dass der Reichtum der Schweiz nicht auf den natürlichen Rohstoffen gründet, von denen die Schweiz wahrlich nicht allzu viele Vorkommnisse hat ausser Wasser und Gestein, wurde uns von Dannie schön vor Augen geführt. Dass der Reichtum der Schweiz davon abhängt, was die Menschen machen, wird auch durch die Metapher des «blue-collar workers» entwickelt: Corsins Hemd – ein typisches Arbeiterkleidungsstück – trägt das Namensschild «Hacker». Der schönste Beweis dafür, dass Leute, die sich mit Information auseinandersetzen, Informationsarbeiter sind.

Aber auch hier lohnt es sich noch, die unzähligen Fragen, die sich noch stellen, zu beantworten. Alles kommt zu seiner Zeit. Da wären zum Beispiel:

  • Wie entstehen Mythen?
  • Wie beeinflussen Mythen unser Denken?
  • Was leisten Mythen zur Identitätsbildung?
  • etc.

Al Gore und Blog Action Day (48)

Das trifft sich ja wunderbar: Al Gores Nobelpreis und der Blog Action Day. Dieses Jahr ging nämlich der Friedensnobelpreis an den Amerikaner, der sich sehr für den Klimaschutz einsetzt – und dies auch noch, nachdem er es nicht in das höchste Amt der USA geschafft hat, machte er sich verdient für den äusserst angesehenen Nobelpreis.

His strong commitment, reflected in political activity, lectures, films and books, has strengthened the struggle against climate change. He is probably the single individual who has done most to create greater worldwide understanding of the measures that need to be adopted.

Es ist also wegen seinen Aktivitäte, die zu einer besseren Information der Bevölkerung führten, dass Al Gore den Nobelpreis bekommen hat. Und zwar die Information über die Zusammenhänge zwischen menschlichen Aktivitäten auf dem Globus und deren Einfluss auf die globale Erwärmung. Das Geld, das er vom Nobel-Komitee bekommt, will er gänzlich der Alliance for Climate Protection zukommen lassen.

Mit seinem Film An Inconvenient Truth hat Al Gore ein breites Publikum erreicht. Die Vorlesung über die Klimaerwärmung, die auch schreckliche Auswirkungen zeigt, wurde weltweit ausgestrahlt und gehört wohl bereits jetzt zu den Klassikern der Filme, die über Klimaerwärmung informieren, obwohl er erst kürzlich auf DVD herausgekommen ist. Aber wird Al Gore 2008 sich wieder für die Präsidentschaftswahlen stellen?

Ganz sicher ist aber, dass momentan Klimafragen sehr heiss diskutiert werden. Wichtig in diesen Fragen ist vor allem eine internationale Zusammenarbeit, durch die festgelegt wird, wie man die Klimaerwärmung stoppen kann, damit der Spitz des Matterhorns noch weiterhin Touristenattraktion bleiben kann.

Dafür müssten aber alle Staaten zusammenarbeiten. Und wenn sie dies nicht wollen, kann sie auch niemand zwingen dazu… Aber nicht nur die Staaten haben Einfluss in solchen Belangen; auch die Wirtschaft kann ihre Handelspartner beeinflussen. Schliesslich ist es für eine Imagekampagne gut, wenn Unternehmen berichten können, dass sie die Emissionen in China vermindert haben.

Ein globales Denken ist auch deshalb notwendig, weil mit der Globalisierung und dem internationalen Handel durch relativ günstigen Transport die Produktionsstätten verlagert wurden. So wird heute da produziert, wo Arbeitskräfte günstiger sind und Emissionen in den Ländern, in denen konsumiert wird, sinken dadurch, dass die Schwerindustrie nicht mehr in deren Gebiet sind. Sie werden aber genau aus diesem Grund auch in neue Gebiete verlagert.

Es ist also nicht nur an den Staaten, miteinander abkommen abzuschliessen, wie dies beispielsweise mit dem Kyoto-Protokoll gemacht wurde. Es liegt auch an den privaten Firmen und an jedem einzelnen Menschen, seine eigenen Verbrauch und Konsum so einzurichten, dass er vernünftig ist (was auch immer das heissen mag 😉 ).

Der heutige Blog Action Day zeigt aber gerade diese Bereitschaft: Privatpersonen in der ganzen Welt machen sich Gedanken über Klimafragen und versuchen, diese andern Menschen zu übermitteln. Vielleicht bringt er uns einen Schritt weiter zur Lösung?