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Befristet

«Sie haben bestanden!», sagte der Herr zu mir, den ich eine gute halbe Stunde herumchauffiert hatte. Es war eine Autofahrt nach zahllosen Übungsstunden: Koordinieren Sie Gas, Kupplung, Blinkanlage, Gangschaltung und Blick mit der Aussenwelt in der nötigen Konzentration.

Er liess mich in einen Parkplatz fahren, der mit einem Parkverbotsschild versehen war. Eine letzte Fangfrage, um mir den eben verkündeten Ausweis wieder abzusprechen? Nein, ich solle da jetzt hineinfahren. Der Prüfer wollte nicht nass werden und ich würde ja dann gleich wieder wegfahren: «Holen Sie Ihren Fahrlehrer ab, das dürfen Sie ja jetzt allein!»

Das ist jetzt ganze drei Jahre her. Ich weiss noch, wie der Regen mich überrascht hat, ein riesiger Platzregen, dass ich fast nichts mehr sehen konnte. Oder diese enge Strasse, auf der Mütter mit Kinderwagen gingen und die grösseren Kinder nebenher tollten.

Gestern ist der Fahrausweis auf Probe abgelaufen. Ein fristloser ist in der Post.

Metronom

Lesen hat viel mit Rhythmus zu tun: Die Augen schweben vom Rhythmus der Silben erfasst über die Wörter im Text. Auch Schreiben hat viel mit Rhythmus zu tun: Ist man nicht richtig rhythmisiert, so schärfte uns die Schreibmaschinenlehrerin ein, wollen die Anschläge nicht richtig gelingen.

Irgendwann setzt man sich gegen die Vorschläge seiner Lehrer durch, merkt, dass man viel schneller schreiben kann, wenn man nach Adler-Prinzip Buchstaben tippt also mit dem vorgeschlagenen System, das so gar nichts Freiheitliches an sich hat.

Für die Prüfung muss man sich dann doch ein Tempo angewöhnen und das erst noch mit zehn Fingern, damit man eine anständige Anzahl (z.B. 238) von Anschlägen in der Minute in die Maschine hämmern kann. Das Ziel natürlich immer vor Augen, die Schreiblehrerin zu übertrumpfen, die gern vordemonstriert, was sie auf dem Kasten [sic!] hat, während wir ab Band tippen: «Auf den Strich und zurück, auf den Strich und zurück». (Sie sei übrigens froh gebe es dieses neue Computer-Programm mit der wunderbar übertriebenen Intonation. In der Ausbildung hätte sie nämlich nächtelang geübt: «Auf den Strich und zurück, auf den Strich und zurück.»)

Und dann muss man wieder einmal lesen und tippen, wie es sich manchmal gehört. Gerade weil man viel über Erinnerung liest und schreibt, kommen einem die taktvollen Stunden in den Sinn und stellt fest, dass man mit einem Galeerenimitat tatsächlich rhytmischer lesen und schreiben könnte.