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Linkeria #25: Zweifler (Woche 8, 2010)

Jeden Samstag 3 Links und Kürzestzusammenfassungen zu interessanten, visionären, relevanten und lesenswerten Texten aus dem Web. Anregungen werden gerne per Mail entgegengenommen: linkeria [affenschwanz] textworker [punkt] ch

Linkeria #9: Phaidros revisited? (Woche 44, 2009)

  • Das Gehirn auf Standby: Die Erinnerungsfähigkeit unserer Generation schwindet. David Bauers Plädoyer, wieder bewusster zu entscheiden, wann wir die technischen Helferlein und Apps auf dem iPhone benutzen. Phaidros revisited?
  • Innerer Monolog eines E-Books: Umberto Eco macht sich in der FAZ Gedanken darüber, wie sich ein E-Book fühlt, wenn es Texte einverleibt bekommt (und wie sich ein Papierbuch fühlen mag, das sich mit einem Text begnügen soll).
  • Electronic Books: Notiz zu «About Real Books» in der Working Library. Über die Kindheit des elektronischen Buchs und warum man Blätter immer noch wegen des Blätterns liebt.

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Linkeria #6 (Woche 41, 2009)

  • The Perils of Not Knowing Where You Are Coming From …: Hintergrund-Leseliste für Finanzexperten und solche, die es noch werden wollen, oder für diejenigen, die das Weltfinanzsystem erneuern wollen.
  • Die Securitate ist noch im Dienst: Erschütternder Bericht Herta Müllers, der Literaturnobelpreisträgerin dieses Jahres, über die Securitate (Ceauşescus Geheimdienst).
  • Ein Text ist ein Universum: Miriam Meckels Rede zur Verleihung des Deutschen Wirtschaftsbuchpreises. Gedanken zu Ebooks, Lesen und Texten. Ausserdem über den digitalen Graben: Lücken, die zwischen digital natives, digital immigrants und digital homeless entstehen.

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Wie riechen Buchstaben?

So schön es ist, Buchstaben von überall her zu lesen, so schön wäre es, etwas über die Gestalt der Buchstaben zu wissen. Zum Beispiel: wie die Buchstaben riechen.

Dieses Problem stellt sich dem Gedruckten vorerst nicht: Er weiss, welchen Geruch das Papier tragen wird, auf das seine Buchstaben gedruckt werden. Sogar Zeitungsschreiberlinge, die ihr Wort tagtäglich in Papier pressen lassen, kennen den ureigenen Geruch, der die Symbiose von Druckerschwärze und Zeitungspapier entwickeln wird. Und falls die Schreiberlinge tatsächlich so neugierig sind wie sie sonst glauben machen, dann beschnuppern sie ihre Zeitungsblätter und überprüfen sie auf Geschmacksrichtigkeit.

Wessen Buchstaben nur virtuell existieren, ja dessen Buchstaben im eigentlichen Sinne keine BUCHstaben sind, weil sie bloss in einer Datenbank ein festes Dasein fristen, der muss sich Gedanken darüber machen, wie seine Buchstaben wohl riechen könnten. Die Gedanken darüber führen aber vom eigentlichen Geruchssinn weg, denn plötzlich spielt es keine Rolle mehr, ob die Buchstaben nach Vanille riechen oder nach Burberry-Parfum, nach Zitrusduft oder Torfheizung. Mit einemmal Kreisen Gedanken auf weiteren Bahnen: Wenn man nicht einmal weiss, wie die Buchstaben riechen, wie soll man denn auch nur im entferntesten Sinne wissen können wie Worte verstanden werden, wenn sie einmal geschrieben sind und gelesen werden?

Wenn der eine Leser eine Vorliebe für Zitrusdüfte hat, wird er auch die Buchstaben anders lesen als die Leserin, die sich am liebsten mit Eukalyptus-Düften umgibt. Schliesslich haben die beiden einen anderen Prototyp unter dem Lieblingsduft abgelegt. So werden die beiden bestimmt auch ein anderes mentales Bild von einem Baum haben. Sieht man sich vor solch elementare Probleme gestellt, kommt es gar nicht mehr darauf an, wie denn die Buchstaben riechen, wenn sie gelesen werden. So flüchtig wie die Buchstaben über Bildschirme flimmern, so flüchtig sind auch die Gerüche, die auf dem gedruckten Papier einen Zwischenstopp eingelegt haben, bevor sie die Umgebung mit ihrem Duft beglücken.

Das Problem des Duftes und des Geruches ist also nicht wirklich ein Problem des Duftes oder des Geruches, sondern ein Problem, das viel elementarer in der menschlichen Wahrnehmung verwurzelt  ist. Soll man das für wahr halten, was man wahrnimmt? Vielleicht ist mit «Baum» ein anderer Baum gemeint als derjenige, den Sie bei der Lektüre des Wortes «Baum» vor sich gesehen haben?

So muss es Ihnen überlassen sein, welchen Baum Sie sehen, während Sie lesen, gleichermassen wie es Ihnen überlassen sein soll, mit welchem Hintergrundgeruch oder -duft Sie diese Zeilen gelesen haben. Ein angenehmer Duft soll Ihnen gegönnt sein.

Falls Sie es wissen wollen, bloss damit Sie sich den Umgebungsgeruch vorstellen können, der das Schreiben dieses kleinen Textes umgab: Der Rohentwurf dieses Beitrags entstand auf einem Papier mit toter Fliege.

#11: Zeit und Text

Wir müssen ein bisschen vorwärts machen, und lassen deshalb den Aba und den Abakus einfach so an uns vorbeiziehen, schliesslich sind wir nun schön über eine Woche daran, die erste Seite zu lesen und sind auch auf dieser Seite erst in der zweiten Spalte.

Der französische Philosph, der anscheinend Abälard geschrieben wird (Abaillard oder Abaelardus), und der in einer Handschrift des Roman de la Rose, einem monumentalen Werk in altfranzösischer Sprache, natürlich in Paarreim, wie es sich gehörte, abgebildet ist kommt vor dem Eintrag abänderlich. Welch gute Kombination! Wie wenn die mittelalterliche Schriftkultur in der Form der Gestaltung des Dudens reflektiert würde. Es gibt Aufsätze zum unfesten Text, die davon sprechen, dass Schreiberlinge in den Skriptorien die Texte abändern.

Vielmehr sogar müsste man wohl davon sprechen, dass der mittelalterliche Text von der Abänderung lebt, unterschiedliche Versionen machen den Text lebendig, weniger starr. Eine Gemeinsamkeit mit dem im Blog erscheinenden Text: Läuft die Zeit, verändert sich die Gestalt des Textes. Autoren kommentieren, nehmen Bezug aufeinander, manchmal übersetzen sie oder erzählen Geschichten neu wieder.