Versuch einer Antwort auf Parallax I (56)

Dannie stellt wieder einmal schwierige Fragen in den Kommentaren zu Parallax I. Hier ein Versuch, auf die Frage, was ein «Schweizer Schriftsteller» sei, eine Antwort zu finden.

Dannie, du fragst, wie ich die «Schweizer Schriftsteller» charakterisieren würde. Eine schwierige Frage. Gerade auch deshalb, weil ich mich bei der Lektüre eines Textes nicht allzu sehr dafür interessiere, wo ein Autor gewohnt hat, als er den Text geschrieben hat.

Das lässt aber trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass für die Verwendung des Begriffs «Schweizer Schriftsteller», so wie er von den Medien in der Folge des Wahlkampfs verwendet wurde, suggeriert, dass es etwas Spezielles wie die Schweizer Schriftsteller geben müsse. Ich begehe hier deshalb einen (fatalen) Versuch einer Antwort. Ausserdem ordnen viele Bibliotheken die «Schweizer Autoren» in speziellen Gestellen an. Dass man nicht immer auf die Kompetenz der Bibliothekare rechnen kann, zeigt auch das Beispiel, in dem Literaturwissenschaft zur Unterhaltung gemacht wird.

Es fällt mir genauso schwer, den Begriff des «Schweizer Schriftstellers» zu definieren, wie ich in Schwierigkeiten geraten würde, den «Schweizer» zu charakterisieren. Juristisch gesehen impliziert der Terminus eine klare Trennschärfe, nämlich diejenige der Staatsangehörigkeit. «Schweizer Schriftsteller» sind nämlich diejenigen Schriftsteller, die einen Pass der Confœderatio Helvetica besitzen.

Der juristische Terminus scheint mir aber hier nicht für sehr hilfreich, geht es doch darum auch einen Teil der Kultur und vielleicht sogar eine Zugehörigkeit zu derselben zu definieren.

Daran liegt es wohl gerade: wann gehört etwas zu einer Kultur, wann nicht? Der Bereich des Mythos ist hier wohl wirklich erst der Anfang, der aber – wie sich Stefan Zweifel im Tagi Magi aufregt – in letzter Zeit von Autoren zu sehr bemüht wird, um das klischeehafte Bild der Schweiz aufzuwärmen. Auch die Abgrenzung von einem grösseren Kulturkontext werde von Autoren heute betrieben, Zweifel spricht gar von einem Rückzug in die Provinz.

Hier sind wir aber auch gleich in einer Diskussion, die in Deutschland während den letzten Jahren geführt wurde, derjenigen der Leitkultur. Der Begriff wurde im Zusammenhang mit der Eingliederung bzw. Integration von Immigrierenden benutzt.

Ist ein «Schweizer Schriftsteller» ein Teil dieser Gruppe, die schweizerische Leitkultur herstellen? In diesem Zusammenhang gibt es Leute, die leiten auch mit führen übersetzen. Eine solche F*****kultur würde aber (hoffentlich) nicht unterstützt.

Soweit der unvollständige Versuch einer Antwort, der nur wieder einmal eine ganze Reihe Fragen aufwirft, die ich vorerst nicht zu beantworten wagen würde.

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