Blake Morrison hat beim Guardian einen äusserst rührenden Artikel über das Lesen als Therapie veröffentlicht. Bibliotherapie scheint in Grossbritannien so richtig en vogue zu sein.
Lustigerweise – oder sollte man sagen glücklicherweise? – vertritt der Artikel eine Meinung, die derjenigen aus dem «Lesen und Glück»-Beitrag völlig widerspricht.
In Gruppen lesen diejenigen, die eine Bibliotherapie über sich ergehen lassen:
„The usual pattern is for a complete book to be read aloud, cover to cover, at weekly sessions, which for a group spending an hour a week on a Dickens novel can mean six months devoted to a single work.“
Das gemütliche Zusammensein und gemeinsame Lesen, Woche für Woche schweisst die Patienten mit verschiedensten Krankheiten, darunter auch Parkinson oder Alzheimer, anscheinend zusammen und lässt sie ihre Krankheiten in den Hintergrund treten.
Medizinisch gibt es dafür keine Erklärungen, Blake Morrison wagt gar den Vergleich mit Homöopathie, die gemäss Angaben vieler Menschen gegen Beschwerden nützen, obwohl teilweise gar keine Wirkstoffe festgestellt werden können.
„People who don’t respond to conventional therapy, or don’t have access to it, can externalise their feelings by engaging with a fictional character or be stimulated by the rhythms of poetry.“
Wenn das wirklich funktioniert, eine wahrlich sagenhafte Art der Therapie. Diese Art der Therapie wäre mir persönlich viel lieber als ein Medikamente-Cocktail, dem man die Nebenwirkungen schon sieben Kilometer gegen den Wind ansieht.