In Zürich steht schon seit langer Zeit am Hauptbahnhof eine Tafel, die einem fast leid tun müsste, wenn wann nicht wüsste, dass dies ihr Job ist: Sie zählt rückwärts. Und zwar die Minuten, die Stunden und Tage, man war gnädig mit der lieben Uhr, dass sie nicht auch noch die Sekunden im Rücklauf anzuzeigen hat.
Gleicherorts werden die Bahngäste auf den Perrons mit wunderhübschen Plakaten empfangen, welche die Vorfreude auf die EM vergrössern soll. Die Schweiz wird auf die EM eingestimmt. Jeder Bürger und jede Bürgerin hat sich auf das sportliche Grossereignis zu freuen, es sei eine Chance für die Schweiz als Gastgeberland, hört man allerseits.
Grosse Enttäuschung war bei den einen deshalb auch zu vernehmen, als die UBS Arena in Winterthur von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern gottlob nicht goutiert wurde. Den Beizerinnen und Beizern gehe so massenhaft Umsatz verloren, schliesslich würden dann alle nach Zürich gehen, um sich das Riesenspektakel anzusehen, denn da gebe es einen Stadtpräsidenten, der sich für den Fussball einsetze.
Um eine andere Zeit an einem anderen Ort, gerade von einem schönen Wochenende aus Frankreich zurückgekehrt, noch kurz einen Abstecher bei McDonalds machend, um eine der Toiletten zu benutzen. Nichts Schlimmes dabei denkend und aus hygienischen Gründen das Pissoir benutzend, wird man aus den schönen Erinnerungen an die schönen Tage in Sarko-Land auf den Boden der Realität oder vielmehr auf den Rasen der Realität zurückgeholt. Da darf man doch tatsächlich lesen, dass die Schweizer Nationalmannschaft bestimmt gewinnen werde, wenn jeder Spieler so gut treffe wie der Benutzer der Steh-Toilette. Die Pfützen auf dem Boden hat ausser mir wohl niemand gesehen?
Nochmals andere Zeit und noch ein anderer Ort, wieder mal aus hygienischen Gründen ein Steh-WC benutzend, entdeckt man noch ein tolles Stickerchen, das an der Porzellanschüssel angebracht ist. Ein Hologramm (wohl als Zielrichtung gedacht), offenbart beim Nasswerden einen Ball, der vor dem EM-Fieber noch nicht da war.
Wo kann man dem Massenereignis noch entkommen? Die Verbindung von Fussball und Toilette, ein Vorzeichen, das man sich ernsthaft durch den Kopf gehen lassen müsste? Oder gar Fussball als Kloaken-Produkt?
Zur Beruhigung: Das soll mein erster und letzter Beitrag zur Fussbal-EM 2008 bleiben.
Ein Gedanke zu „EM allerseits (123)“