Archiv der Kategorie: Wörterbuchleser

#26: Ein Abbild des Dudens (118)

Schön, dass wir mit der neuen Woche, auch bald eine neue Seite im Duden aufschlagen dürfen. Nur noch das Abbild finden wir auf der Seite 151, die ja im eigentlichen Sinne die Seite 1 der Einträge im Wörterbuch sind. Weiter vorne sind noch verschiedene Buchstaben abgebildet, dazu noch die deutsche Transkription und Transliteration derselben. Da sieht man beispielsweise, dass man ein Kleines Alpha, will man es denn auf Deutsch schreiben, mit einem kleinen a Abbildung findet.

Nie hätte ich gedacht, dass der Duden so viele Wörter beinhaltet, die man im Leben noch nie gehört hat. Zu der Kategorie gehört auch das kleine Wörtchen abbimsen. Und indem ich das hier reinstelle, habe ich es gleich selbst gemacht. Ja, ganz genau, es soll umgangssprachlich sein für abschreiben.

Auch war mir nicht aufgefallen, dass direkt aneinandergereiht an umganssprachliche Wörter, gleich wieder ganz andere kommen, die viel mehr mit medizinischen Begriffen zu tun haben, man müsste sich fast schämen, noch nie die ganze erste Seite im Duden gelesen zu haben, der schon seit dem Sommer 2006 im Bücherregal seine Heimat hat… Und so muss man entdecken, dass gleich unter abbimsen, abbinden kommt. Aber ob das Verb abbinden oder das Nomen Abbindung schöner sein soll? Wenn der Arzt oder die Ärztin sagt, so ich binde ihnen jetzt den Arm ab, damit das Blut fliessen kann, spielt wohl weder das eine noch das andere eine Rolle. Wichtig ist dann nur noch, dass ein Spray angewendet wurde, der das taktile Vermögen des Arms einschränkt, sodass der Stich der Nadel nur als ein winzig kleines Stichlein wahrnimmt.

#25: Elektronische Geräte abbezahlen (117)

Mit neuen elektronischen Geräten kann man sich in eine ganz schöne Lage bringen. Endlich einmal darf man das Verb abbezahlen einmal selbst brauchen und in die Realität umsetzen. Bevor man sich allerdings in eine solche Lage bringt, sollte man sich mit den Bedingungen für die Abbezahlung auseinander setzen. Regelrechte Knebelverträge für einen neuen Fernseher – und das bloss, um das Wort der Abbezahlung einmal in einem offiziellen Dokument zu sehen? Jedem das Seine, aber auf eigene Gefahr!

Genauso wie man sich auf eigene Gefahr auf die Strasse begibt. Manchmal sind äusserst kuriose Gestalten unterwegs, die im Kreisel statt schön in der Spur fahren, auf das daneben liegende Trottoir abbiegen, den Gartenzaun malträtieren, es bemerken, nochmals abbiegen, aber diesmal auf die andere Seite und Quer über eine andere Strasse fahren, ohne dass sie dies geplant hätten, auch wenn man eine Abbiegespur benutzen sollte, wenn man solche Dinge vorhat. Abbiegungen sind nämlich nur da zu machen, wo man sie verantworten kann.

#24: Mojito abbestellen (116)

Trotz langer Pause hier im Blog ist jetzt schon Nummer 24 an der Reihe. Man kann sie nicht mehr abbestellen, denn eine Abbestellung für die Nummer 24 kommt bereits zu spät, wenn diese Zeilen gelesen werden. Das wäre dann so, wie wenn man in einer Bar einen Mojito bekommen würde, davon kostete und erst dann die Abbestellung offiziell machen würde. Da wäre sogar der Barkeeper aus Nummer 23 perplex, auch wenn er einen gewissen Witz drauf hat, der nicht auf Selbstkritik verzichtet.

Abbeuteln hingegen soll die lokale bayrische oder österreichische Varietät von abschütteln sein, dessen kann ich mich im Moment aber nicht vergewissern, denn im Kanton Zürich kommt man weder in den Genuss eines waschechten Bayrischen noch einer österreichischen Zunge. Vielleicht ändert sich ja im Juni, wenn alle nur noch daran denken, das kleine Runde in das grosse eckige zu bringen, etwas daran? Dies wäre wenigstens eine Möglichkeit, der Freude am passiven Massen-Fussballspiel etwas Positives abzugewinnen.

Dass man den schönen Namen der Stadt Abbeville in Abbevillien transkribiert, könnte man fast ein sprachliches Verbrechen nennen, aber Dinge solcher Art gibt es ja glücklicherweise nicht. Die Sprache gehört ihren Benutzern und wird täglich durch sie neu bestimmt. Da muss man auch nachschlagen können, dass mit Abbevillien eine Stätte der frühesten Altsteinzeit in Nordfrankreich gemeint ist.

#23: Abberufungsverfahren (114)

Abberufen existiert in verschiedenen Varianten. Diejenige, die man im Grimm findet, kann auch für einen Teil der Bedeutung heute noch gelten. Es habe die Bedeutung von lateinisch revocare und meint so viel wie jemanden von einer Stelle zurückrufen. Dass es langsam Zeit dafür wäre, die Abberufung für den M.O. einzuleiten, meinte der Barkeeper, als er die neuen Wörter vorgestellt hat: sich verospeln und jmdn. verospeln. Das eine (die reflexive Variante) sei wenn man den Überblick verliere; die andere Variante dagegen sei, wenn man etwas zerstöre. Wo aber hat der Weg dieser beiden Verben begonnen? Ist es tatsächlich dieser Kommentar im Magazin?

verpospeln-verhaspeln

Dass Google gerne korrigieren möchte und verhaspeln schreiben würde, ist da wohl nur ein Wink mit dem Zaunpfahl? – Seit wann mischt sich Google denn in Berufungs- bzw. Abberufungsverfahren ein?

#22: Von Karotten und Kaninchen (113)

Genüsslich sollte man sich ein Stück abbeissen, denn woher sollte man wissen, dass es je wieder so gute Rüebli geben wird? Nach Ostern sind vielleicht alle Karotten weggefressen, denn die Kaninchen sind dann wieder los.

Wenn man diese Karotten vorher abbeizen würde, wäre die Gefahr weniger gross, dass irgendein Hase die Rüebli in Erwägung ziehen würde. Das Abbeizmittel schmeckt nämlich so gut wie eine Dip-Sauce, einfach traumhaft, wie schon erwähnt, ein erfolgversprechendes Rezept, um die Hasen einen langen Bogen um Karotten zu machen.

Falls jemand etwas von diesen Karotten abbekommen sollte, muss sich nicht darüber wundern, wenn der Geschmack nicht demjenigen normaler Karotten entspricht. Eher sind die wohl abartig zu verspeisen und könnten zu Vergiftungserscheinungen führen. Deshalb: Finger weg von den Karotten, denn was nützt das Rüebli fürs Büebli, wenn danach mit den Folgen von abführenden Mitteln zu kämpfen ist?