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Linkeria #33: WM rundherum (Woche 24, 2010)

Jeden Samstag 3 Links und Kürzestzusammenfassungen zu interessanten, visionären, relevanten und lesenswerten Texten aus dem Web. Anregungen werden gerne per Mail entgegengenommen: linkeria [affenschwanz] textworker [punkt] ch

Time After Time After Time After

So ging es mir gestern mit Miles Davis: Time After Time und nochmals und nochmals. Bei jedem Hören entdeckt man eine neue Schattierung der Trompetenklänge, die so viel melancholischer zum Ohr kommen als der Gesang von Cindy Lauper. «Liegt dies daran, dass die Trompete gedämpft ist? Oder daran, dass man biografistisch Musik hört?»

Solche Fragen sind dermassen unergründlich, dass ich mir immer wieder diese gedämpfte Trompetenstimme angehört habe. Solche Hörexperimente graben immer weiter: immer weiter in den Untergrund. Wenn man nicht mehr graben will, kommt man aus dem eigenen Loch nicht mehr raus und ist trotz er-innerndem Hören immer noch nicht weiter als am Anfang: Da war die Entscheidung ganz subjektiv: «Die Davis’sche Variante gefällt mir besser.». Und dies im Wissen darum, dass sie nicht nur Original, sondern auch «bloss Interpretation» ist.

Wie soll man so noch Musik hören?

Spinnenhände

Sie tanzen auf Tasten umher, mal sehen sie aus wie Hände, dann wie Finger und zuletzt wie Spinnen: Sie knüpfen Netze aus Tönen, indem sie Akkorde miteinander verbinden. Die Zuschauer lassen sich fangen, von den Klängen betören, bevor sie sich zum Befreiungsschlag entschliessen. Noch bevor wieder Stille eingekehrt ist, klatschen sie sich frei, um einer kleinen Metamorphose beizuwohnen. Die virtuose Musik verwandelt die Spinnen in Schmetterlinge.

Das Leben, ein Tanz auf Spinnenhänden.

#30: Vom abbruchreifen Haus (133)

Bevor die Fassade dieses Blogs abzubröckeln beginnt, muss es unbedingt frisch verputzt werden. Abbröckelung ist nämlich für die Leute äusserst gefährlich, die an einem solchen Gebäude vorbeilaufen, hat man mir gesagt. Ich habe dies aus vertraulicher Quelle, denn als Hausbesitzer muss P. es wissen, dass man mit Abbröcklung nicht immer einfach davonkommt.

Es gibt Leute, die behaupten, sogar mit einer Busse davon gekommen zu sein, weil sie aus irgendeinem Grunde, der netten Einladung nicht gefolgt sind, doch endlich das Haus zu renovieren und der Fassade einen neuen Anstrich zu geben. Viel lieber sind sie mit dem Geld in die Ferien verreist und haben sich einen frischen Apfel vom Baum abgerockt.

Aber es wäre doch allzu Schade, aus den Ferien zurückzukehren und beim Abbruch des eigenen Hauses zuzuschauen, auch wenn es wohl für die Nachbarn eine Genugtuung wäre. Auch wenn man in den Ferien Häuser zu sehen bekommen hat, die sich in einem noch desolateren Zustand befanden. Je nach dem, wie weit südlich man sich begibt, so hört man, soll dies gar zur Baukultur gehören.

In diesen Kulturkreisen liegt den Behörden wohl aber daran, die Abbrucharbeiten nicht selbst durchzuführen. In Staaten, wo es noch etwas gilt, die Fassade zu wahren, wird wohl die Abbruchgenehmigung ziemlich schnell gewährt. Warum sollte man auch eine Ruine schützen wollen, in der schon neue Bäume wachsen, die der Natur sozusagen in ihrer Wildheit überlassen werden könnten? Und das erst noch mit der Kenntnis, dass es die Jahreszeiten gibt, denn Musik hat man ja immer schon gerne gehört. Und in einem Abbruchhaus hört sich diese Musik weniger gut als in einem Haus, das noch nicht in abbruchreifem Zustand sich befindet.

Radio im Ehrenamt (75)

Mit byte.fm geht in einer halben Stunde ein Radio auf Sendung, das Musik entdecken will. Nicht wie last.fm, wo der Hörer selbst aktiv werden muss, um Musik im gewünschten Stil zu bekommen und gleichzeitig Neues zu entdecken, sondern als moderierte Sendung.

Im Interview mit der Zeit verrät Ruben Jonas Schnell, dass die Moderatoren vorerst ehrenamtlich mitarbeiten werden.

Das Radio will auch Musik entdecken: Sendungen mit klingenden Namen wie «Was ist Musik?», «Zimmer 436», «Tropeninstitut» wird – so das Ziel – das Hörspektrum erweitert. Dann freuen wir uns doch schon mal auf ein engagiertes Webradio. Auf einen guten Start!

Momentan präsentiert sich das Radio im Internet noch folgendermassen:

byte.fm vor dem Start

Update:

Das Radio ist jetzt online. Wie gerade im Blog vermeldet, gibt es noch ein paar servertechnische Probleme. Wenn das nur gut geht, ein Internetradio, bei dem die Server nicht machen, was die Sendeleiter wollen?

Update vom Update:

Jetzt ist alles wieder da. Und man kann wirklich etwas hören, auch wenn nur Bit um Bit, Byte um Byte vom Server auf die Boxen tröpfeln. Was ich bis jetzt gehört habe, klingt ziemlich spannend.