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Planen

Schreiben planen dünkt mich immer noch eine der schwierigsten Aufgaben. Eine Schreibberaterin hat mir einmal dabei geholfen, damals ging es ganz gut. Das Rezept war so einfach wie umsetzbar: Schreiben Sie alles auf, was Sie machen müssen. Zuerst streichen Sie alle Termine ab, die Sie wahrnehmen müssen. Und darum herum planen Sie dann. Damals habe ich mir Zeitpläne ausgedruckt und jede Woche zehn Minuten in die Planung investiert. Das war gut.

Heute habe ich mich daran erinnert und leere Pläne aus iCal ausgedruckt, in die ich meine Seminare im Voraus eingetragen habe. Dann habe ich mir die Abgabefristen angeschaut und im Überblick bemerkt, dass es in den nächsten Wochen ganz schön eng aussieht. Dass es eng werden würde, das habe ich mir vorgestellt oder erahnt. Aber dass es gleich so aussehen würde, das hätte ich mir nicht erdacht. Dann habe ich bemerkt, dass ich schon unglaublich lange nicht mehr gebloggt habe. Es stellte sich heraus, dass dies der Zeitpunkt ist, endlich etwas übers Planen zu schreiben, damit ich mich im Blog wieder daran erinnern könnte, dass ich mit diesen übersichtlichen Plänen arbeiten muss, damit ich die Zeit richtig einschätzen kann.

Und die Schreibberaterin meinte, ich müsse auch mal hart mit mir sein, wenn ich mir so enge Termingrenzen setze. Dann gebe es nichts Anderes als im Unglücksfall auch einmal etwas abzusagen.

Aber es regt sich Widerstand: Ich will doch auch spontan bleiben. Der Plan: So spontan wie ein Korsett!

Das Web bauen

Sie nehmen die Architekturmetapher beim Wort: Morville und Rosenfeld zeigen in ihrem Standardwerk Information Architecture for the World Wide Web die Arbeit des Informationsarchitekten und schaffen damit eine Rechtfertigungsgrundlage für den digitalen Bibliothekar.

Der Informationsarchitekt wird vorgestellt als einer, der Dächer für Informationen deckt. Jedes Haus wird für einen bestimmten Zweck gebaut und muss umgebaut werden, wenn sich die Anforderungen ändern. Analog soll es mit den Strukturen geschehen, mit denen Informationen organisiert werden.

Dass es Informationsarchitekten braucht, wird von der Informationsseite her ziemlich schnell klar. Aber auch auf der Seite der finanziellen Interessegruppen wird mit Return on Investment-Studien gezeigt, dass sich Investitionen in Informationsarchitektur lohnen. Dabei gilt es zwei Aspekte zu beachten: Kunden finden sich auf einer Seite mit guter Informationsarchitektur schneller zurecht und finden eher die Dinge, wofür sie bereit sind, Geld auszugeben. Auf der anderen Seite lässt sich mit Informationsarchitektur viel Geld sparen: Mitarbeiter finden ihre Dokumente im Intranet schneller, wenn sie gut organisiert sind.

Diese beiden Argumente zeigen dann auch die Orientierung der Informationsarchitekten: Informationen sollen gefunden werden und zwar so, dass die Benutzer der Systeme nicht zuerst komplizierte Suchalgorithmen verstehen müssen. An Beispielen wird gezeigt, wie Informationen nutzergerecht aufbereitet werden können: Viele Webseiten kennen einen Aufbau nach Nutzergruppen. Universitäten beispielsweise haben oft eine Seite für Studieninteressierte, für Studierende oder Dozierende. Seiten von Computerherstellern dagegen enthalten oftmals Unterteilungen in Privatkunden, kleine Unternehmen und Grossunternehmen. Die Informationen werden nach diesen Nutzergruppen angeordnet, damit der Interessierte möglichst schnell zu den gewünschten Informationen kommt.

Es geht in der Informationsarchitektur also vor allem darum, sinnvolle Strukturen für Webseiten zu bauen und dabei mit einer Kombination von Organisation, Labeling, Suchfunktionen und Navigationssystemen Information so zugänglich zu machen, dass die Nutzer von Webseiten möglichst schnell zu den Informationen kommen, die sie suchen. Wichtig ist es auch, den Kontext zu beachten: Man kann Informationsarchitekturen nicht in den luftleeren Raum hinaus bauen. Aus diesem Grund gilt es auch Unternehmensprozesse und Nutzerkreise zu kennen.

Informationsarchitekten nach dem Verständnis von Morville und Rosenfeld sind weder Programmierer noch Designer, sondern kommen von der Information her. Semantik ist daher eines der Zentren, um die sich die Informationsarchitektur dreht. Daher sind Metadaten, Vokabulare, Thesauri, Kategorisierungen, semantische Beziehungen dem Informationsarchitekten besonders wichtig.

Das Buch stellt verschiedene Arbeitsfelder vor: Informationsarchitekten visualisieren Datenstrukturen, entwickeln Vokabularien zur Beschreibung von Informationen, entwerfen Strategien zur Integration von Content in die bestehende Informationsarchitekturen, entwickeln Informationsstrategien und gehen empirisch vor. Sie arbeiten vor allem mit Webseiten und Intranets. Morville und Rosenfeld zeigen auch Werkzeuge, mit denen Informationsarchitekten Thesauri erstellen, wie Vokabulare gemanagt werden und was es zu beachten gibt, wenn Informationsarchitekturen implementiert werden. So werden verschiedene Verfahren zum Ermitteln von Vokabularen zum Labeln von Inhalten vorgestellt. Ein Beispiel ist Play Cards: Es geht darum, mit verschiedenen Benutzern Karten zu spielen, die als Labels dienen. Im Spiel wird ermittelt und dokumentiert, wie verschiedene Nutzer Informationen unterschiedlich mit Labels versehen. Auf diese Weise wird empirisch ein Vokabular erstellt, das die Nutzer einbezieht, die im Alltag mit dem Labelsystem zu tun haben werden.

Gerade die Nutzung im Alltag stellt den Informationsarchitekten vor Schwierigkeiten, weil eine Informationsarchitektur nicht etwas ist, was einmal eingesetzt wird und dann auf ewig läuft: Kommen neue Informationen hinzu, müssen diese nach den Vorgaben ins bestehende System eingearbeitet werden. Für die täglichen Aufgaben müssen Verantwortliche eingesetzt werden, die das System am Laufen halten und die Vokabulare konsequent auf Informationen vergeben und so die Webseiten oder das Intranet auf dem aktuellen Stand halten.

Morville und Rosenfeld zeichnen in ihrem Buch das Bild eines Informationsarchitekten, der den Plan für ein Informationshaus erstellt und gleichzeitig Strategien entwickelt, mit denen das Haus auf einfache Weise erweitert werden kann. Dabei wird viel Gewicht auf die Metapher des Architekten gelegt, der hauptsächlich konzeptuell arbeitet und weder selbst das Design für eine Website erstellt, noch programmiert.

Morville, Peter/Rosenfeld, Louis: Information Architecture for the World Wide Web. 3. Auflage, O’Reilly: 2006.