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Abgangsverspätung

Heute hat die SBB Überraschendes durch den Lautsprecher durchsagen lassen. Sinngemäss und mit dem wichtigsten Wort «Abgangsverspätung» zitiere ich jetzt den Lokführer des Intercitys von Zürich HB in Richtung Romanshorn:

Dieser Zug hat 3–5 Minuten Abgangsverspätung, weil auf ein Anschlusszug gewartet werden muss. Wir danken für Ihr Verständnis.

Toll hab ich gedacht, da waren wohl wieder mal kreative Köpfe am Werk, die diese Meldungen getextet haben. Aber was soll denn bitte Abgangsverspätung mit einer Abfahrtsverspätung haben? Wohl ist absichtlich differenziert worden, denn eine Abfahrtsverspätung (à la «mach mal nen Abgang!») klingt irgendwie mehr selbstverschuldet, die Abgangsverspätung jedoch eher passiver.Vielleicht aber auch nicht. Ich werde auf jeden Fall solch kreativen Äusserungen weiterhin sammeln, vielleicht finde ich ja noch heraus, wo der Unterschied zwischen Abgangs- und Abfahrtsverspätung liegt. Vielleicht habe ich auch einfach einen Sprachwandel noch nicht mitbekommen. Oder Abgangsverspätung ist das Wort, das politisch korrekter ist als Abfahrtsverspätung.Mit der englischen Übersetzung traf die Faust auch noch aufs Auge: Statt auf einen Zug wurde plötzlich auf ein plane gewartet. Oder hab ich da jetzt verpasst und es gibt nicht nur in Kloten einen Flughafen, sondern auf dem Weg dahin, am Zürich HB auch noch einen?Zugfahren ist lustig. Es bringt das ganze Weltbild durcheinander und zeigt, wie kreativ man im Sprachgebrauch tätig werden kann.

Stand up

Ad hat in seinem Blog erneut sein Blog der Woche gekrönt. Diese Woche ist es das Blog Stand Up von Hamoun Kamai, einem Tetraplegiker. In seinem Blog gibt er all denjenigen eine Stimme, die wie er im Rollstuhl sitzen und so zu einer sozialen Randgruppe gehören. Das Videoblog wartet mit vielen Videointerviews auf.Das Blog passt auch aus Schweizer Sicht sehr gut im Moment: Wo über die IV-Revision abgestimmt wird, braucht man aus erster Hand Informationen. Vielleicht war der Sinn der umstrittenen Kampagne mit behinderten Bundesräten auch, den Leuten zu zeigen, dass man am eigenen Leib erfahren muss, was ein Leben als Behinderter bedeutet.