Alle Beiträge von Claudio

Archivbilder

Zwei Tage im Archiv gesessen und Protokolle zum Waldmann-Denkmal angeschaut. Beim ersten Mal natürlich nur unbedarft ausgerüstet, woher soll man wissen, dass man Fotografien anfertigen darf. Bei zweiten Mal dann mit geladenem Akku, aber wieder mit wenig Erfahrung beladen: Wer soll die 450 Bilder verarbeiten?

DenkmalNun ist der grösste Teil dieser Schönheit nur für die Vorgeschichte, die zwar interessant, aber doch nicht allzu spannend wäre. Deshalb wird jetzt grosszügig alles in eine Excel-Tabelle eingetragen, nach Datum sortiert und fleissig ausgemistet, was nicht gebraucht wird. Die Dropbox erfreut sich nämlich der Bilder und überbietet sich mit Angeboten für Upgrades.

Merci Beaucoup, uns reicht das, ist schliesslich nur vorübergehend. Aber behalte bitte den Zeitungsartikel mit Waldmann und Napoleon-Käppli und die Erstapril-Aktion. Das werden wir noch brauchen.

Wolfsköpfe

Da, wo die Tiere zu Hause sind, hört man die Flieger gut. Sie fliegen oben an ihnen vorbei. Der Ton der Flieger lupft die Wolfsköpfe sachte hoch, bis sie sich einfach wieder nach unten senken, wie wenn nichts gewesen wäre. Dabei sind es mehr als fünfhundert Tonnen, die sich oben drüber bewegt haben. Die würden staunen, wenn sie wüssten.

Ohne Vereinstümelei

Da war noch ein Semester: Paradiese, Westernhelden und Denkmäler. Dazwischen immer wieder Beschäftigungen mit dem Vorsemester: Strategien des Kalten Krieges, Wissenschaftssprachen und Kulturtheorien. Ein Arbeitsgespräch zu fremdem Heiligem und Sitzungen zwischen Menschen, die einem zeigen, dass ein Student doch nicht mehr ist als ein Student.

Im Schlussgetöse ein spontanes georgisches Essen, eine kleine Wanderung auf dem Üezgi mit Schifffahrt nach Rapperswil. Ein Ausflug nach Vals mit Sich-besprudeln-lassen, Wanderschuhen und Blaubeerkuchen. Und die Gründung eines Fachvereins: Vorschläge fürs Curriculum, Statuten herausarbeiten und Vorstände bilden. Das volle Vereinsleben ohne Vereinstümelei.

Tbilisi

Telefonmenschen

Wir sind Telefonmenschen, tragen unsere Telefone überall hin. Die sagen, ohne Telefone seien sie nichts. Sie bekommen ein Phantomvibrieren in der Hosentasche, wenn sie es nicht haben. Wenn sie keine Verbindung zum Internet haben und keine Sms.

Im Zug denken wir uns den Gesprächsteil auf der anderen Seite der Linie dazu. Wir lachen über unsere Einfälle. Die richtigen Telefonmenschen sind genervt über Telefone im Zug. Die richtigen brauchen eine Telefonzelle zum Telefonieren.

Richtige Telefonmenschen können ihr Telefon nicht herumtragen. Nicht einmal im Haus. Richtige Telefonmenschen haben ein Telefon der PTT, das sie zuerst mieteten und irgendwann kauften. Das hängt an der Wand oder es steht auf dem Schreibtisch. Sie sehen nicht wer anruft und haben keinen Telefonbeantworter.

Die haben ein Adressbuch mit den Nummern ihrer Gesprächspartner. Es liegt direkt neben dem Telefonbuch. Mal schreiben sie mit Bleistift rein, damit sie wieder Platz machen können, mal mit Kugelschreiber. Richtige Telefonmenschen haben mitgemacht, als die Telefonnummern um eine Ziffer erweitert und die Zahlenkombinationsmöglichkeiten ins Unendliche gesteigert wurden. Sie haben ihre Telefonnummern geändert.

Richtige Telefonmenschen schauen ihr Telefonbüchlein durch, wenn ihnen langweilig ist. Und rufen den an, den sie schon lange nicht mehr gesprochen haben.

Das Telefon ist unser Tor zur Welt.

BITTE ANTWORTEN

Im Moment beschäftige ich mich gerade textlinguistisch mit Lesbarkeitshinweisen. Wie ich gerade merke, könnten E-Mails ganz interessant sein, denn auf welche Referenz von Welt soll man antworten bei einer solchen Mail, lieber Peter Wong. Ich verstehe, dass es ein dringendes Bedürfnis ist, dass ich Ihnen antworte (typografisch angedeutet durch die Versalschreibung).

Ich bin auch interessiert an grossen Geldsummen, die Sie zu haben scheinen. Sonst würden Sie keinen Hinweis darauf machen, dass Sie gro?e Geldsummen transferieren möchten (– oder weshalb sonst würden Sie mir überhaupt eine Mail schreiben, die ich aus meinem Spam-Ordner retten soll?).

Wo ich dann allerdings doch etwas irritiert bin, ist bei der Fülle von Adressierungsmöglichkeiten. Lassen Sie mich nicht entscheiden, welchen Hinweis ich befolgen soll, sonst schwächen sich die Lesbarkeitshinweise gegenseitig ab. Und werfen Sie mir bitte nicht vor, ich hätte die Pragmatik Ihres Textes nicht verstanden. Ich verstehe sehr wohl, dass es sich bei Ihnen um ein sehr dringendes Anliegen handelt.

Immerhin müssten Sie diesen Text hier auch als Reaktion auf Ihre Mail verstehen, sodass ich doch ein wenig Trost finde in Ihrem Versprechen, dass Sie eine Reaktion schätzen. Ach, und wo ich Sie noch bitten wollte: Könnten Sie mir auf die Sprünge helfen, als welche Art von Hinweis ich die Fragezeichen mitten in den Wörtern klassifizieren soll?