Proust und Bilder

Während der Lektüre von Prousts A la recherche du temps perdu kommen einem immer wieder Werke der Kunstgeschichte entgegen, die beschrieben werden oder die selbst eine Person beschreiben. Da ist es natürlich wichtig, die verschiedenen Bilder auch zu kennen. Gerade wenn beispielsweise die Caritas von Giotto als Vergleichsbild für die schwangere Küchenmagd gebraucht wird.

caritas_giottoBild: Giottos Caritas

Auf der Webseite TempsPerdu.com sind die anzitierten Bilder schön versammelt und nach Maler sortiert aufgelistet. Die Seite ist auf englisch und enthält noch weitere interessante Links. So zum Beispiel den Link zur Gallica, wo Handschriften-Scans von Le temps retrouvé begutachtet werden können. Ob jemand dazu imstande ist, diese auch zu lesen ist eine andere Frage ;-). Das Verständnis wiederum ein anderes Kapitel, denn dieses gestaltet sich sogar bei der Druckversion immer wieder relativ schwierig. Dann sollte man aber nicht verzweifeln ob Prousts sprachlichem Meisterwerk, sondern die Sätze segmentieren und isoliert verstehen, um dann einen Rückschluss auf das Gesamte zu machen. (Und ja, die Absätze helfen einem, zusammengehörende Einheiten ausfindig zu machen!)

Abgangsverspätung

Heute hat die SBB Überraschendes durch den Lautsprecher durchsagen lassen. Sinngemäss und mit dem wichtigsten Wort «Abgangsverspätung» zitiere ich jetzt den Lokführer des Intercitys von Zürich HB in Richtung Romanshorn:

Dieser Zug hat 3–5 Minuten Abgangsverspätung, weil auf ein Anschlusszug gewartet werden muss. Wir danken für Ihr Verständnis.

Toll hab ich gedacht, da waren wohl wieder mal kreative Köpfe am Werk, die diese Meldungen getextet haben. Aber was soll denn bitte Abgangsverspätung mit einer Abfahrtsverspätung haben? Wohl ist absichtlich differenziert worden, denn eine Abfahrtsverspätung (à la «mach mal nen Abgang!») klingt irgendwie mehr selbstverschuldet, die Abgangsverspätung jedoch eher passiver.Vielleicht aber auch nicht. Ich werde auf jeden Fall solch kreativen Äusserungen weiterhin sammeln, vielleicht finde ich ja noch heraus, wo der Unterschied zwischen Abgangs- und Abfahrtsverspätung liegt. Vielleicht habe ich auch einfach einen Sprachwandel noch nicht mitbekommen. Oder Abgangsverspätung ist das Wort, das politisch korrekter ist als Abfahrtsverspätung.Mit der englischen Übersetzung traf die Faust auch noch aufs Auge: Statt auf einen Zug wurde plötzlich auf ein plane gewartet. Oder hab ich da jetzt verpasst und es gibt nicht nur in Kloten einen Flughafen, sondern auf dem Weg dahin, am Zürich HB auch noch einen?Zugfahren ist lustig. Es bringt das ganze Weltbild durcheinander und zeigt, wie kreativ man im Sprachgebrauch tätig werden kann.

Suche nach dem Superzettel

Der Verlag Kein und Aber hat herausgefunden, dass überall auf den Strassen, an Anschlagbrettern, Papierkörben und wo sonst noch überall, Talente schlummern und darauf warten, entdeckt zu werden. Absender unbekannt ist nämlich die neue Webseite, auf der Fresszettel aller Art gesammelt und einer grösseren Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Dabei kommen Waschküchengespräche und andere solche tollen Zettel ans Tageslicht.Wenn du noch irgendwo solche Zettel herumliegen hast, kannst du diese an eine Email-Adresse schicken, die auf der Seite angegeben ist. Wenn dein Zettel sogar Starallüren hat, wird er vielleicht sogar in ein Buch aufgenommen.

Bagdad-Journal

Für tink.ch durfte ich das Bagdad Journal von Steve Mumford rezensieren. Der Artikel ist zwar schon for zwei Wochen erschienen, dennoch erscheint er mir immer noch nennenswert. Das Buch ist wirklich sehr interessant und spannend, denn man bekommt Eindrücke aus Bagdad, die man durch die Maschinerie der tagesaktuellen Medien nicht bekommt. Dass nämlich die Iraker Bewunderung für ihre Besetzer aufbringen, weil sie ihnen ermöglichen, wieder freie Kunst zu machen und vieles mehr.Vielleicht liegt dies auch an der Sichtweise des Portraitierenden: Manchmal portraitiert er die Leute aus der Sicht eines eingebetteten Künstlers, wie man es von eingebetteten Journalisten schon kennt.

Stand up

Ad hat in seinem Blog erneut sein Blog der Woche gekrönt. Diese Woche ist es das Blog Stand Up von Hamoun Kamai, einem Tetraplegiker. In seinem Blog gibt er all denjenigen eine Stimme, die wie er im Rollstuhl sitzen und so zu einer sozialen Randgruppe gehören. Das Videoblog wartet mit vielen Videointerviews auf.Das Blog passt auch aus Schweizer Sicht sehr gut im Moment: Wo über die IV-Revision abgestimmt wird, braucht man aus erster Hand Informationen. Vielleicht war der Sinn der umstrittenen Kampagne mit behinderten Bundesräten auch, den Leuten zu zeigen, dass man am eigenen Leib erfahren muss, was ein Leben als Behinderter bedeutet.