Alle Beiträge von Claudio

Linkeria #25: Zweifler (Woche 8, 2010)

Jeden Samstag 3 Links und Kürzestzusammenfassungen zu interessanten, visionären, relevanten und lesenswerten Texten aus dem Web. Anregungen werden gerne per Mail entgegengenommen: linkeria [affenschwanz] textworker [punkt] ch

Metafiktion

Bibliotheken, die sich eigene Buchbindereien leisten, gibt es ja nur noch selten. Selten sind die Bücher vor ihren Lesern geschützt: Mit Plastikfolie, die Praktikanten lieben lernen, wenn sie sich wieder lösen lässt. Die Bibliotheken mit Buchbindereien jedenfalls wollen ein möglichst einheitliches Erscheinungsbild ihrer Bücher sichern, sie schaffen sich damit sozusagen ihre Corporate Identity.

Frau von Mythenmetz

Ein Buch schlägt farblich stark aus dieser Corporate Identity heraus. Grau statt grün-bräunlich, aber mit der bekannten Signaturmarke, der Signaturschrift und der Beschriftung mit dem Autorennamen. Schlimmer als Katalogisieren muss es sein, dem Buch eine solche Identität zu geben: Kataloge verleichen mit der Zeit, Bücher verschwinden. Aber Bücher verschwinden nicht aus ihrer Identitätshülle. Sie nehmen nur manchmal seltsame Hüllen an wie im Fall der Stadt der träumenden Bücher von Walter Moers: Alles ist Fiktion. Und in diesem speziellen Fall ohnehin: Ein besonders eifriger Katalogisierer hat die fiktive Autorin, deren fiktiver Übersetzer Walter Moers ist, zur Beschriftung des Buches gemacht. Gratuliere, Frau von Mythenmetz!

Linkeria #24: Computerwelten (Woche 6, 2010)

  • A very hard thing is to get back into coding: Rückkehr in den Alltag. «The world inside the computer is so different from the world outside the window. You see the sky through the glass, and you see the snow coming down, and you picture all the gas stations and sad diners, and you hear them call to you and dare you to leave again.»
    [via: halbluchs]
  • Is Google Making Us Stupid? Nicholas Carrs Essay übers Lesen, Denken und mechanisches Uhrwerk: Wie Technologie unsere Denkgewohnheiten und Hirnwindungen prägt. «Yet, for all that’s been written about the Net, there’s been little consideration of how, exactly, it’s reprogramming us. The Net’s intellectual ethic remains obscure.»
  • Ich verstehe die Pop-Welt nicht mehr. Mike Oldfield im Interview über Aufnahmen via Webkonferenz, klassische Musik im Nachtclub und elektrische Gitarre.

Jeden Samstag 3 Links und Kürzestzusammenfassungen zu interessanten, visionären, relevanten und lesenswerten Texten aus dem Web. Anregungen werden gerne per Mail entgegengenommen: linkeria [affenschwanz] textworker [punkt] ch

Sandwich

«Du denkst zu literaturwissenschaftlich!» Das sage ich mir in letzter Zeit oft, weil ich mir nur mit grössten Schwierigkeiten die theologische Brille vorstellen kann, die ich für meine bibelwissenschaftliche Seminararbeit bräuchte. Meine Augen verstehen nicht, wie zielführend das ist, über Aussagen des Täufers auf die wahre jesuanische Gestalt zu kommen. Und dann mit dem Historiker Josephus vergleichen, ob der auf ähnliche Schlüsse kommt. Und dann lache ich, wenn der Kommentar literaturwissenschaftlicher wird: «The passage as a whole has a sandwichlike structure.»

Vielleicht müssten sich Literaturwissenschaftler damit abmühen, den Grünen Heinrich oder Henri le Vert wie Keller ihn in Briefen nennt, zu rekonstruieren. Speziell diejenigen, die von sich behaupten, der Grüne Heinrich sei ihre Bibel. Es existieren ja auch verschiedene Fassungen von Heinrich, Gottfried dank!

Wo kauft man sich eine Theologenbrille?