Archiv der Kategorie: Wörterbuchleser

#11: Zeit und Text

Wir müssen ein bisschen vorwärts machen, und lassen deshalb den Aba und den Abakus einfach so an uns vorbeiziehen, schliesslich sind wir nun schön über eine Woche daran, die erste Seite zu lesen und sind auch auf dieser Seite erst in der zweiten Spalte.

Der französische Philosph, der anscheinend Abälard geschrieben wird (Abaillard oder Abaelardus), und der in einer Handschrift des Roman de la Rose, einem monumentalen Werk in altfranzösischer Sprache, natürlich in Paarreim, wie es sich gehörte, abgebildet ist kommt vor dem Eintrag abänderlich. Welch gute Kombination! Wie wenn die mittelalterliche Schriftkultur in der Form der Gestaltung des Dudens reflektiert würde. Es gibt Aufsätze zum unfesten Text, die davon sprechen, dass Schreiberlinge in den Skriptorien die Texte abändern.

Vielmehr sogar müsste man wohl davon sprechen, dass der mittelalterliche Text von der Abänderung lebt, unterschiedliche Versionen machen den Text lebendig, weniger starr. Eine Gemeinsamkeit mit dem im Blog erscheinenden Text: Läuft die Zeit, verändert sich die Gestalt des Textes. Autoren kommentieren, nehmen Bezug aufeinander, manchmal übersetzen sie oder erzählen Geschichten neu wieder.

#10: Eine aasige Gemeinheit (99)

Hui, das war ja wieder mal aasig von dir; eine regelrechte Gemeinheit! Mit deinem Geierschnabel hätte man eigentlich gar nichts Anderes von dir erwarten sollen. Du bist ein richtiger Aast. Sprich mir nächstes mal auf den AB, dann muss ich mir nicht mehr live durch den Telefonhörer anhören, wie doll du mich findest. Dann habe ich Zeit, mich auf eine Retourkutsche vorzubereiten, das wäre dann wenigstens im Sinne einer Gleichberechtigung, denn du hattest auch schon lange Zeit, dich vorzubereiten. Ein A. B., also ein solches Bekenntnis soll es ja nicht gerade werden, aber dennoch könntest du ein wenig Rücksicht und Emphase gegenüber deinen Gesprächspartnern einbringen. Schliesslich leben wir nicht auf dem Mond, sondern in einem Spinnennetz mit lauter Geierschnäbeln! Da musst du nur genug schnell picken können, damit sie dich nicht spicken.

Wenn dich der Körnerfood in der langen Zeit nicht mehr sättigt, geh ab und setz auf die Nuss.

#9: Der Aasgeier und der Pudel (98)

Aaron soll ausser dem kleinen Bruder der Backstreet Boys auch noch der Name eines biblischen sein. Ach ja, genau, der Aaronstab für den Bruder Moses!

Mit Aas kann und will ich nichts anfangen, lassen wir das die sache der Aasgeier sein, denn da wachsen die schönsten Aasblumen, man kann von ihnen nicht genug kriegen, höchstens die Fliegen könnten bitte sehr verschwinden, schliesslich versperren sie die Aussicht. Der Fluglärm ist auch unerträglich, bald muss ein härteres Abflugregime her, von internationaler Zusammenarbeit auf politischer Ebene ist nichts zu spüren. Fliegen der Schweiz, vereinigt euch mit den Fliegen Europas, bevor es zu spät ist! Macht ein Manifest wie die Pudel. Jetzt könnt ihr bei der Auswahl noch aasen!

Sobald aber die Aasfresser und Aasgeier den Platz gestürmt haben werden, ist fertig lustig, verhandeln muss man dann gar nicht mehr, denn die Schnäbel sind gespitzt und die Schadenfreude gross.

#8: Aaraus Adler (97)

Daran will er sich partout nicht erinnern, sagt immer a. a. O., da müsse man sich nicht mehr merken, wo man es abgelegt hat.

Aar hingegen ist der viel besser zum Adler passende Begriff. Die fliegen immer so abgehoben in den Lüften, wenn sie nicht eine Katze anvisiert haben, auf die sie – zum Adler werdend – hinabstürzen wollen.

Mit der Stadt Aarau hat das wohl gar nichts zu tun. Höchstens, dass die Aarauer, die an der Aare wohnen, und den restlichen im Aargau wohnenden weisse Socken anziehen dürfen. Manche teilen mit Winterthur die gleiche Bahnlinie, was will man mehr? Wer in Winterthur weisse Socken findet, braucht sie nur in die S12 nach Brugg zu legen, dann kommen sie am richtigen Ort an, bei jemandem, der sie anziehen darf, ein schönes Geschenk, viel schöner als die Zeitungen, die man so eigentlich gar nicht nennen dürfte.

#7: Aaltierchen im All (95)

Aalglatt soll ein Wort sein, kennen muss man es nicht. Arschglatt ist besser, aber noch nicht an der Reihe, falls überhaupt einmal.

Aall, sogar mit phonetischer Schrift transkribiert, und das im Duden, im ganz normalen, haut mich gleich aus den Socken, sonst sind die äusserst knausrig mit Transkripten, dafür braucht man dann einen separaten, der keine gelbe Farbe hat. Ach, der arme Philosph Aall muss sich mit einer solchen Beschreibung zufrieden geben, mehr kommt nicht, da kann der Leser sich noch so lange besinnen und die drei verschiedenen Buchstaben anstarren, sie verschwimmen höchstens, werden so gross wie das All und dann zum Fadenwürmchen, dem Aaltierchen.