Archiv der Kategorie: Wörterbuchleser

#16: Vater Abba (105)

Abba, so lernt der geneigte Wörterbuchleser, ist das aramäische Pendant zu «Vater», das im neuen Testament auch zur Anrede Gottes verwendet wurde. Ach so. eine Pop-Gruppe, die sich auf den Namen des Vaters taufen lässt? Die Wikipedia spricht zwar von einem Palindrom der Vornamen der Bandmitglieder, aber ob man das glauben soll? Schliesslich darf bei der Wikipedia ja jeder etwas reinschreiben…

#15: Abb. (104)

Ui, da zeigt sich wieder einmal, wie wenig man die erste Seite der Einträge eines Wörterbuches unbeachtet lassen, auch wenn man es schon jahrelang hat. So hat man beispielsweise noch nie das Wort für den Weltgeistlichen in Italien, der auf den Titel Abate hört, gelesen. Auch mit dem orthodoxen Kirchenraum noch nicht sehr auseinandergesetzt hat sich, wer das Abaton nicht kennt, eine beschämende Bilanz für eine erste Seite mit so vielen Unbekannten und das, obwohl man nicht von sich sagen könnte, sich nicht für ausgefallene oder auch weniger ausgefallene Wörter zu interessieren.
Die Abkürzung Abb. hingegen, das ist ja klar, bedeutet Abbildung und wird wohl hier, wo es um ein reines Leseprojekt geht, keine Verwendung finden. Höchstens, wenn der Duden einmal abgebildet werden soll. Oder der Leseprozess. Aber das will ich dem geneigten Leser ersparen.

#14: Abastende LinguistInnen (103)

Eine Unfähigkeit zu geben – die sogenannte Abasie – ist für viele unvorstellbar. Wie soll man denn nicht geben können? Und vor allem – wenn wir es schon mit einem medizinischen Terminus zu tun haben – wie ist das medizinisch erklärbar? Man kann im Wörterbuch lesen solange man will, die Erklärung steht nicht da. Da haben sich die LinguistInnen nicht genügend abgeastet, denn das wäre für den Leser oder die Leserin von grossem Interesse.
Wer Bäume fällt, muss sie auch abästen. Ein leidiges Unterfangen, aber heute mit den modernen Maschinen und der Technik keine Sache mehr. Wir haben die Maschine schon erleben dürfen, nachdem der Lothar am Stephanstag unzählige Bäume in der Region der Mörsburg entwurzelt hat. Ein riesiges Gefährt mit Teleskoparm packte die Baumstämme, ästete sie ab, schälte die Rinde weg und zersägte die riesigen Stämme in Einzelteile. Wie beim Rüsten in der Küche, einfach nicht en miniature.

#13: Abart und Art (102)

Aber nein, Abart ist wieder einmal so ein Begriff, den man sich schwer vorstellen kann, denn Art – von lateinisch ars, artis kommend und Kunst bezeichnend, dann eine Partikel ab vornedrangehängt, die ja den Sinn des danach kommenden negiert. Bei Abart, der Ab-Kunst macht das Ganze keinen Sinn, denn Kunst, also Art, entsteht doch gerade dadurch, dass sie abgerückt ist von der Kunst. Wenn etwas abartet, eben abweicht, wird es erst zur neuen Art. Art und Abart bedingen sich eventuell sogar, das müssen aber andere entscheiden. Abartig zu sein und Abartigkeit zu demonstrieren ist vielleicht auch die Aufgabe der Art. Wir wollen hier aber gar nicht Aufgaben oder Nicht-Aufgaben von Kunst definieren, sie soll sich doch selbst definieren und – wenn wir etwas wünschen dürfen – ihr Zeigen zeigen, denn dann ist der Zugang vielleicht nicht zu.

#12: Änderung zum Abandonnieren (102)

Wer braucht heute schon einen Abänderungsantrag? Alles geschieht in Eigenregie, so wie in diesem Blog, ausser wenn sich Kommentatoren hinzugesellen, die hin und wieder einen Abänderungsvorschlag einwerfen und mitgestalten wollen.

Weiss jemand etwas zum Abandon? Oder hat jemand eine gute Idee, was man abandonnieren könnte? Ach klar, wir haben soeben etwas abandonniert, denn wir sind von der zweiten in die dritte Spalte der ersten Seite, d.h. der Seite mit der Seitennummer arabisch CLI, gewechselt, welch schönes Erlebnis!

Ich will gar nicht wissen, wie viel Zeit es gebraucht hatte, bis alle Karteikarten abgearbeitet waren, als noch keine modernen Datenbanksysteme dem Lexikografen (wer will, darf auch Lexikographen lesen, denn schliesslich war da ja mal ein griechisches Phi) zur Hilfe standen. Das muss eine unglaubliche Aufgabe gewesen sein! Bis nur alle Nachweise gefunden sind, die belegen, dass ein Lemma tatsächlich existiert. Dann muss es noch einer Überprüfung standhalten und in die Kartei rutschen.

Allein wäre eine solche Abarbeitung wohl unmöglich gewesen, die moderne Technik hat daran aber gar nichts geändert, denn, wer alleine ein Wörterbuch schreiben möchte, geht wohl das Risiko eines Lebenswerks damit ein.