Die Sprache, in ihrem wirklichen Wesen aufgefasst, ist etwas beständig und in jedem Augenblicke Vorübergehendes. Selbst ihre Erhaltung durch die Schrift ist immer nur eine unvollständige, mumienartige Aufbewahrung, die es doch erst wieder bedarf, dass man dabei den lebendigen Vortrag zu versinnlichen sucht. Sie selbst ist kein Werk (Ergon), sondern eine Thätigkeit (Energeia).
Humboldt, Wilhelm von: Sprachbau und Entwicklung des Menschengeschlechts. In: Werke III. Hrsg. von Andreas Flitner und Klaus Giel. Stuttgart, 1963. S. 418.