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Seeflucht

Ein Schiffsreislein nach Rapperswil. Eindrücke aus der mittelalterlichen Stadt mit aktivem Kloster und wunderbarer Promenade.

Zum Bild bin ich ja immer noch den Text schuldig geblieben. Entweder sind die Leser dieses Blogs zu kommentarscheu, es gibt gar keine Leser dieses Blogs oder – und so hoffe ich – das Bild war nicht so einfach zu lokalisieren. Hier deshalb nochmals das Bild:

Der Rebberg in der Stadt

Wenn man rechts vor dem Eingang des Kapuzinerklosters zu Rapperswil die Treppe hinaufgeht, bekommt man diese Sicht auf die Stadtmauer, den Rebberg und die Silhouette der Wohnhäuser des Städtchens Rapperswil. Geht man da noch einige Schritte mehr richtung Himmel, kann man eine wunderbare Aussicht geniessen: Auf der einen Seite die Kapelle des Klosters, an die sich ein Teich anschmiegt, auf der anderen Seite ein noch grösseres Gewässer, das den meisten bekannt sein dürfte unter dem Namen Zürichsee.

Schreitet auf die andere Seite, kann man auch den Seedamm überblicken und einen Blick auf den Obersee erhaschen. Während derjenige, der dieses Foto geschossen hat, ein paar Schritte tat, hatte er bereits eine Reise durch den halben Kanton Zürich hinter sich gebracht: Von Winterthur kommend beobachtete er, wie eine Dame mit Natur-Xylophon (wie man sie an den Afro-Pfingsten zu sehen gewohnt ist) ein ganzes Abteil für sich und dieses Xylophon verbraucht hatte.

Die internationale Aura des Flughafens liess einige Touristen und Geschäftsleute den Zug nehmen, um in der örtlichen Metropole und Grossstadt Zürich geschäftig tätig zu werden. Die einen, mit Laptop ausgerüstet, mussten sich beeilen, Sitzungen zu erreichen; Touristen konnten es ein wenig gemütlicher nehmen und mit dem Limmatschiff die Limmat hinauf zum Bürkliplatz fahren.

Vom Bürkliplatz her bieten sich mehrere Möglichkeiten, die Erkundung des örtlichen Territoriums fortzusetzen. Der Schiffreisende nimmt aber eine Perspektive ein, die ihm dieses Territorium wunderbarer, um nicht zu sagen fliessender, erscheinen lässt. Hier und da eine kurze Auszeit, gerade genügend Zeit für die Einsteige- und Aussteigewilligen, neue Wege einzuschlagen.

Die Seeflucht an sich hat dabei ihren ganz speziellen Reiz: Weder pollenartige Eindrücke noch Grossstadtsilhouetten lassen den Reisenden aus der wunderlichen Stimmung bringen; es scheint fast so, als ob des Wassers Kraft die Luft reinigte. Vielleicht eine vorauseilende Wirkung des Kraftortes, der als Ziel ausgesucht?

#24: Mojito abbestellen (116)

Trotz langer Pause hier im Blog ist jetzt schon Nummer 24 an der Reihe. Man kann sie nicht mehr abbestellen, denn eine Abbestellung für die Nummer 24 kommt bereits zu spät, wenn diese Zeilen gelesen werden. Das wäre dann so, wie wenn man in einer Bar einen Mojito bekommen würde, davon kostete und erst dann die Abbestellung offiziell machen würde. Da wäre sogar der Barkeeper aus Nummer 23 perplex, auch wenn er einen gewissen Witz drauf hat, der nicht auf Selbstkritik verzichtet.

Abbeuteln hingegen soll die lokale bayrische oder österreichische Varietät von abschütteln sein, dessen kann ich mich im Moment aber nicht vergewissern, denn im Kanton Zürich kommt man weder in den Genuss eines waschechten Bayrischen noch einer österreichischen Zunge. Vielleicht ändert sich ja im Juni, wenn alle nur noch daran denken, das kleine Runde in das grosse eckige zu bringen, etwas daran? Dies wäre wenigstens eine Möglichkeit, der Freude am passiven Massen-Fussballspiel etwas Positives abzugewinnen.

Dass man den schönen Namen der Stadt Abbeville in Abbevillien transkribiert, könnte man fast ein sprachliches Verbrechen nennen, aber Dinge solcher Art gibt es ja glücklicherweise nicht. Die Sprache gehört ihren Benutzern und wird täglich durch sie neu bestimmt. Da muss man auch nachschlagen können, dass mit Abbevillien eine Stätte der frühesten Altsteinzeit in Nordfrankreich gemeint ist.

Seelese und Mammut (78)

Einmal die Zeit der Lektüre auf dem Zürisee zu verbringen ist eigentlich schon seit dem Anfang meines Studiums vor nun schon bald drei Semestern geplant. Ich stellte es mir unglaublich abwechslungsreich vor, einmal auf dem See zu lesen statt immer an Land. Das ZVV-Verbundsabo hätte es sogar erlaubt, ohne zusätzliche Kosten auf dem Zürisee eine Runde zu drehen und in fremde Welten einzutauchen. Jetzt kommt aber schon der zweite Winter und meine Füsse haben immer noch nicht auf einem Kursschiff am Zürisee gestanden. Eine ernüchternde Zwischenbilanz.

Dafür aber brachte mich ein Segelkurs des akademischen Sportvereins Zürich aufs Wasser (und ab und zu auch ziemlich unfreiwillig ins Wasser!). Das hektische Führen eines Katamarans erlaubte allerdings nicht, sich auf dem Boot in die Lektüre zu vertiefen, sondern    verlangte Konzentration auf Wasser, Wind und die ziemlich heimtückischen Wenden, die manchmal auch in einer Halse und im schlimmsten Fall im Kentern endete. Schon am ersten Tag wäre das Buch nass geworden. Da blieb einem nichts anderes übriges als die Lektüre auf der Strandliege zu bevorzugen.

Dass ich es erst vor kurzem endlich einmal ins Zoologische Museum der Universität Zürich geschafft habe, um zu erfahren, dass das vermeintliche Mammut nur ein Riesenfaultier ist, macht mich schon fast ein wenig stolz. Aber auch das Hochgefühl des Stolzes will hier relativiert sein, denn ganz ohne die Überredungskünste der Teilnehmer in meinem Tutorat wäre es wohl nicht so schnell gegangen, bis ich einen Tritt in die Heimat der ausgestopften Tiere gewagt hätte.
An irgendeinem schönen Sommertag werde ich es aber wohl doch noch schaffen, auf ein Schiff am Zürisee zu klettern.

Am besten wäre wohl der Termin der zweiten Jungfernfahrt der Panta Rhei, denn es wäre sowohl für den lesenden Passagier als auch für das Schiff zum zweiten Mal Premiere auf dem Zürisee.