Was Räume alles für einen machen merkt man erst mit dem Fernunterricht und den Distanzen, die man einhalten soll, wenn man die gewohnten räumlichen Umgebungen nicht mehr zur Verfügung hat. Sie nehmen einem Organisation ab, und dies auf hohem Niveau. Ein Raum ermöglicht ein Gespräch unter Anwesenden, ein Gespräch: Ein Treffen zur gleichen Zeit am gleichen Ort.
Und vielleicht doch nicht ganz gleichzeitig: Er ermöglicht, dass mehrere Gespräche nebeneinander stattfinden können, dass man Bezug nehmen kann auf die anderen Anwesenden. Dies funktioniert natürlich alles auch im digitalen Raum, aber unter neuen Bedingungen, die einen merken lassen, wie sehr man an das Raum-Paradigma gebunden ist: Sprech-Räume, Erfahrungs-Räume, Begegnungs-Räume.
Was in den virtuellen Apéros fehlt: Die Küchengespräche, Parallelgespräche am Mittagstisch, dass man zufällig in Kollegen reinläuft, mit denen man schon lange nicht mehr gesprochen hat. Man bekommt dafür Ideen, wie man in diesem digitalen Raum arbeiten kann, überlegt sich dieses und jenes, lernt in Szenarien zu leben, die von den äusseren Umständen täglich über den Haufen geworfen werden können.
Für all das Verlorene sucht man nun Ersatz, man wird nach den Frühlingsferien besser mit den virtuellen Räumen zurechtkommen. Man verliert, immer narzisstischer werdend, die Scham vor der Kamera, zeichnet sich selbst auf, weil man merkt, dass man sich selbst in die Tasche lügt, wenn man meint, Gespräche mit der ganzen Klasse seien etwas anderes als häufig Monologe mit der Kamera.
Und wie um dieses Manko an echten Raum-Erfahrungen auszugleichen, werden die Spaziergänge täglich raumgreifender. Und jeden Tag versucht man sich in eine konzentrierte Stimmung zu versetzen, sich von den äusseren Umständen zu isolieren.