Mit dem Tram den Zürichberg hochgefahren, zum Zoo mit Tomatensaft und Currysandwich. Vorne sitzen junge Ortsansässige. «Hast du jetzt das gesehen? – Der läuft mit einem Kreuz in der Stadt herum und hat so Perlen dran. Schon ziemlich irre.» Dem Jungen muss auch entgangen sein, dass der Herr schwarz angezogen ist und einen weissen Collarkragen trägt.
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Linkeria #34: Konzentriert (Woche 26, 2010)

- On Distraction: Alain de Botton macht sich Gedanken über die Konzentrationsschwierigkkeit unserer Zeit: «We are continuously challenged to discover new works of culture—and, in the process, we don’t allow any one of them to assume a weight in our minds.» Er plädiert für eine Kopffastenzeit. [via ISO 50 Blog]
- Reclaiming Attention: David Turnbulls 13-Punkte-Liste, mit der wir unsere Aufmerksamkeit zurückgewinnen.
- tiny tales: Sehr kurze Geschichten von Florian Meimberg. Kürzlich mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. [via ats20]
Jeden Samstag 3 Links und Kürzestzusammenfassungen zu interessanten, visionären, relevanten und lesenswerten Texten aus dem Web. Anregungen werden gerne per Mail entgegengenommen: linkeria [affenschwanz] textworker [punkt] ch
Das Web bauen
Sie nehmen die Architekturmetapher beim Wort: Morville und Rosenfeld zeigen in ihrem Standardwerk Information Architecture for the World Wide Web die Arbeit des Informationsarchitekten und schaffen damit eine Rechtfertigungsgrundlage für den digitalen Bibliothekar.
Der Informationsarchitekt wird vorgestellt als einer, der Dächer für Informationen deckt. Jedes Haus wird für einen bestimmten Zweck gebaut und muss umgebaut werden, wenn sich die Anforderungen ändern. Analog soll es mit den Strukturen geschehen, mit denen Informationen organisiert werden.
Dass es Informationsarchitekten braucht, wird von der Informationsseite her ziemlich schnell klar. Aber auch auf der Seite der finanziellen Interessegruppen wird mit Return on Investment-Studien gezeigt, dass sich Investitionen in Informationsarchitektur lohnen. Dabei gilt es zwei Aspekte zu beachten: Kunden finden sich auf einer Seite mit guter Informationsarchitektur schneller zurecht und finden eher die Dinge, wofür sie bereit sind, Geld auszugeben. Auf der anderen Seite lässt sich mit Informationsarchitektur viel Geld sparen: Mitarbeiter finden ihre Dokumente im Intranet schneller, wenn sie gut organisiert sind.
Diese beiden Argumente zeigen dann auch die Orientierung der Informationsarchitekten: Informationen sollen gefunden werden und zwar so, dass die Benutzer der Systeme nicht zuerst komplizierte Suchalgorithmen verstehen müssen. An Beispielen wird gezeigt, wie Informationen nutzergerecht aufbereitet werden können: Viele Webseiten kennen einen Aufbau nach Nutzergruppen. Universitäten beispielsweise haben oft eine Seite für Studieninteressierte, für Studierende oder Dozierende. Seiten von Computerherstellern dagegen enthalten oftmals Unterteilungen in Privatkunden, kleine Unternehmen und Grossunternehmen. Die Informationen werden nach diesen Nutzergruppen angeordnet, damit der Interessierte möglichst schnell zu den gewünschten Informationen kommt.
Es geht in der Informationsarchitektur also vor allem darum, sinnvolle Strukturen für Webseiten zu bauen und dabei mit einer Kombination von Organisation, Labeling, Suchfunktionen und Navigationssystemen Information so zugänglich zu machen, dass die Nutzer von Webseiten möglichst schnell zu den Informationen kommen, die sie suchen. Wichtig ist es auch, den Kontext zu beachten: Man kann Informationsarchitekturen nicht in den luftleeren Raum hinaus bauen. Aus diesem Grund gilt es auch Unternehmensprozesse und Nutzerkreise zu kennen.
Informationsarchitekten nach dem Verständnis von Morville und Rosenfeld sind weder Programmierer noch Designer, sondern kommen von der Information her. Semantik ist daher eines der Zentren, um die sich die Informationsarchitektur dreht. Daher sind Metadaten, Vokabulare, Thesauri, Kategorisierungen, semantische Beziehungen dem Informationsarchitekten besonders wichtig.
Das Buch stellt verschiedene Arbeitsfelder vor: Informationsarchitekten visualisieren Datenstrukturen, entwickeln Vokabularien zur Beschreibung von Informationen, entwerfen Strategien zur Integration von Content in die bestehende Informationsarchitekturen, entwickeln Informationsstrategien und gehen empirisch vor. Sie arbeiten vor allem mit Webseiten und Intranets. Morville und Rosenfeld zeigen auch Werkzeuge, mit denen Informationsarchitekten Thesauri erstellen, wie Vokabulare gemanagt werden und was es zu beachten gibt, wenn Informationsarchitekturen implementiert werden. So werden verschiedene Verfahren zum Ermitteln von Vokabularen zum Labeln von Inhalten vorgestellt. Ein Beispiel ist Play Cards: Es geht darum, mit verschiedenen Benutzern Karten zu spielen, die als Labels dienen. Im Spiel wird ermittelt und dokumentiert, wie verschiedene Nutzer Informationen unterschiedlich mit Labels versehen. Auf diese Weise wird empirisch ein Vokabular erstellt, das die Nutzer einbezieht, die im Alltag mit dem Labelsystem zu tun haben werden.
Gerade die Nutzung im Alltag stellt den Informationsarchitekten vor Schwierigkeiten, weil eine Informationsarchitektur nicht etwas ist, was einmal eingesetzt wird und dann auf ewig läuft: Kommen neue Informationen hinzu, müssen diese nach den Vorgaben ins bestehende System eingearbeitet werden. Für die täglichen Aufgaben müssen Verantwortliche eingesetzt werden, die das System am Laufen halten und die Vokabulare konsequent auf Informationen vergeben und so die Webseiten oder das Intranet auf dem aktuellen Stand halten.
Morville und Rosenfeld zeichnen in ihrem Buch das Bild eines Informationsarchitekten, der den Plan für ein Informationshaus erstellt und gleichzeitig Strategien entwickelt, mit denen das Haus auf einfache Weise erweitert werden kann. Dabei wird viel Gewicht auf die Metapher des Architekten gelegt, der hauptsächlich konzeptuell arbeitet und weder selbst das Design für eine Website erstellt, noch programmiert.
Morville, Peter/Rosenfeld, Louis: Information Architecture for the World Wide Web. 3. Auflage, O’Reilly: 2006.
Befristet
«Sie haben bestanden!», sagte der Herr zu mir, den ich eine gute halbe Stunde herumchauffiert hatte. Es war eine Autofahrt nach zahllosen Übungsstunden: Koordinieren Sie Gas, Kupplung, Blinkanlage, Gangschaltung und Blick mit der Aussenwelt in der nötigen Konzentration.
Er liess mich in einen Parkplatz fahren, der mit einem Parkverbotsschild versehen war. Eine letzte Fangfrage, um mir den eben verkündeten Ausweis wieder abzusprechen? Nein, ich solle da jetzt hineinfahren. Der Prüfer wollte nicht nass werden und ich würde ja dann gleich wieder wegfahren: «Holen Sie Ihren Fahrlehrer ab, das dürfen Sie ja jetzt allein!»
Das ist jetzt ganze drei Jahre her. Ich weiss noch, wie der Regen mich überrascht hat, ein riesiger Platzregen, dass ich fast nichts mehr sehen konnte. Oder diese enge Strasse, auf der Mütter mit Kinderwagen gingen und die grösseren Kinder nebenher tollten.
Gestern ist der Fahrausweis auf Probe abgelaufen. Ein fristloser ist in der Post.
Linkeria #33: WM rundherum (Woche 24, 2010)
- Mit Blut gebaut: Bartholomäus Grill lässt Nebentöne zum Bau des Mbombela-Stadions hören. Bedenklich, wenn man sich nur über die Vuvuzelas der WM nervt.
- Jenseits der Vuvuzela: Ein Streifzug durch die Popmusikkultur Südafrikas: 78s zeigt die Indie-WM-Hymne Zol und andere Stücke südafrikanischer Musik.
- Die Cola-La-Ola: Über K’Naans verschiedenen Versionen des WM-Songs mit den wehenden Flaggen. «Der Fröhlichkeitszensur zum Opfer aber fielen die düsteren Bürgerkriegspassagen.»
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