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Befristet

«Sie haben bestanden!», sagte der Herr zu mir, den ich eine gute halbe Stunde herumchauffiert hatte. Es war eine Autofahrt nach zahllosen Übungsstunden: Koordinieren Sie Gas, Kupplung, Blinkanlage, Gangschaltung und Blick mit der Aussenwelt in der nötigen Konzentration.

Er liess mich in einen Parkplatz fahren, der mit einem Parkverbotsschild versehen war. Eine letzte Fangfrage, um mir den eben verkündeten Ausweis wieder abzusprechen? Nein, ich solle da jetzt hineinfahren. Der Prüfer wollte nicht nass werden und ich würde ja dann gleich wieder wegfahren: «Holen Sie Ihren Fahrlehrer ab, das dürfen Sie ja jetzt allein!»

Das ist jetzt ganze drei Jahre her. Ich weiss noch, wie der Regen mich überrascht hat, ein riesiger Platzregen, dass ich fast nichts mehr sehen konnte. Oder diese enge Strasse, auf der Mütter mit Kinderwagen gingen und die grösseren Kinder nebenher tollten.

Gestern ist der Fahrausweis auf Probe abgelaufen. Ein fristloser ist in der Post.

Papierne Existenz

«Sie können Sich nicht ausweisen? Bitte füllen Sie das Formular aus. Wir telefonieren, dann stellt sich heraus, ob es Sie gibt.» Im nächsten Moment drückt der Kontrolleur seinem Opfer das Blöcklein mit den Möglichkeiten Name, Vorname, Geburtsdatum, Adresse, Telefonnummer und Unterschrift in die Hand. Es gibt keine Vorschläge, wie es sein Formular ausfüllen könnte. Nur eine Einschränkung, ganz am Schluss, mit der es bestätigt, dass die Angaben der Richtigkeit und Wirklichkeit entsprächen.

Am Telefon krächzt der andere das Geburtsdatum in den Zugraum: «Fünfzehnter Siebter Neunzehnachtundachtzig. Normannstanne, Orangenblüte, Tamiflu, Zahnpaste.»

«Sie gibt es wirklich.»