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Nobelpreisträger bloggt

Eigentlich finde ich es ja langweilig, in Blogs bloss über Blogs zu lesen oder zu schreiben. Dieser neue Blogger hier scheint mir allerdings einen Beitrag wert zu sein: José Saramago, der Literatur-Nobelpreisträger von 1998, bloggt. In einem El País-Artikel legt er seine Gründe fürs Bloggen dar. Der erste Blog-Beitrag im «Cuaderno» ist eine Liebeserklärung an die Stadt Lissabon, wo Saramagos Stiftung ihren Sitz hat.

Endlich ein Grund, sich einen spanischen Dictionnaire anzuschaffen, vielleicht auch eine kleine Grammatik, um sich den Gedanken Saramagos, die er im Blog auf Spanisch (oder Portugiesisch) veröffentlicht, zu nähern. Man kann es im Caderno auch mit Portugiesisch probieren, allerdings scheinen sich da vom Latein her einige gröbere sprachgeschichtlichen Ungehobeltheiten ausgebreitet zu haben. Vor kann ich mir von der geschriebenen vorm zum Lautbild keine richtige «Logik» erschliessen. Logik hier in Anführungsstrichen, weil Sprache ohnehin nur bedingt logisch ist, und die Sprecher sich während des Laufs der Jahrhunderte eher kreativ als logisch betätigen. Dies kann dann zu interessanten Aussprachephänomenen kommen, aber ich merke, dass ich vom eigentlichen Thema bereits wieder abkomme.

Auf jeden Fall könnte man – so man der einen Sprache mächtig wäre – im vergleichenden Lesen der beiden Varianten bestimmt viele Fortschritte im Sprachverständnis machen.

Was natürlich schade ist, und die Idee von Blogs nicht wahnsinnig nahe kommt, ist die deaktivierte Kommentarfunktion, mit der Lesende mit dem Schreibenden in Kontakt treten könnten. So bleibt der Blog – wie im Namen schon vorweggenommen – ein Heft, ohne alle Möglichkeiten des weltumspannenden Gedankennetzes auszureizen.

[Für den Hinweis auf den Blog und den Artikel in El País danke ich dem Perlentaucher.]

Fussnoten für die Geschlechtergerechtigkeit

Wenn Fussnoten den Verkehr von Zahlungen regeln. Auch zwischen den Geschlechtern.

Es ist immer schön, Post zu bekommen. Besonders dann, wenn auf dem Briefpapier drei Schlüssel miteiannder verbunden sind. Manchmal ist der Empfang solcher Schlüsselbriefe aber noch schöner: Dann nämlich, wenn sich die Angestellten wieder einmal dazu durchgerungen haben, ihren Kunden [sic!] neue Regelwerke zuzuschicken.

Mit besonderem Vergnügen sind da die formelhaften Eingangssätze zu lesen. Sie sind mit Fussnoten versehen, die nicht nur eine vollständig neue textinterne Grammatik aufstellen, sondern auch noch über den Text hinausgehende Konsequenzen mit sich bringen.

Zahlungen seien jetzt nicht mehr nur innerhalb des Landes zu Inlandtarifen möglich, auch ausserhalb der Landesgrenzen wird nur noch der Inlandtarif verrechnet, endlich ein Fortschritt! Dafür sollen bald die SEPA-Transaktionen zuständig sein. Nachdem man dann das dritte Mal SEPA gelesen hat, wird auch noch erklärt, dass damit Single Euro Payments Area (?) gemeint ist.

Und nun noch gratis dazu eine dieser wunderbaren Fussnoten:
Die Einzahl umfasst auch die Mehrzahl, die männliche Form auch die weibliche.
Da hätte unser selige Lateinlehrer seine wahre Freude daran gehabt. Endlich: seine ehemaligen Schüler wissen (theoretisch), dass man auf zwei zählen muss. Man deklariert dies auch, in der Praxis kann oder viel lieber will man es dann nicht umsetzen; die sprachliche Vielfalt zur Wirklichkeitsabbildung wäre nämlich viel zu gross. Männliche und weibliche Formen unterscheiden? – Nichts einfacher als das, aber für die Übersetzung spielt es ja so oder so keine Rolle… (Na ja.)

Beim nächsten Kontoinventar dann bitte auch so: die Einzahl ist eigentlich eine Mehrzahl, nur nicht so geschrieben. Die Auszüge müssen, so die Begründung, leserlich bleiben. Vielen Dank für diesen Schlüsselsatz!