Zettelkasten oder Tags? (32)

Die Wahl der «richtigen» Informationsverwaltung ist ziemlich schwierig. Was ist bei der Auswahl zu beachten? Wo sind Nutzen und auch Schwachpunkte von einigen Systemen? Meine Gedanken sind hier nachzulesen.

Am 14.7.2008 erschienen neue Gedanken zum Thema Zettelkasten: Der Karteikasten im digitalen Zeitalter.

Am 1.5.2008 erschien der neuere Artikel «Lieber Zettelkasten statt Tags».

Dank dem Artikel im imgriff-Blog über das Entwickeln einer Tagging-Strategie haben sich meine Hirnwindungen in Bewegung gesetzt. Der Artikel geht ums Taggen von Informationen: Sollen diese lieber mit möglichst vielen Tags versehen werden? Oder einfach nur mit den wichtigsten? Dabei kommt auch der Zettelkasten wieder ins Spiel, denn mit ihm ist es möglich, technische Neuerungen ohne Probleme zu überstehen.

Traditioneller Zettelkasten für Jahrzehnte zugänglich

Wenn der traditionelle Zettelkasten nicht gleich einer Feuersbrunst zum Opfer fällt, ist er mit einem guten Index, das heisst mit einer konsequenten Verschlagwortung, eine wahre Gedächtnisstütze. Davon zeugt auch der immense Zettelkasten, den sich der Soziologe Niklas Luhmann zugelegt hat:

luhmann_zettelkasten

Die immense Sammlung von Zetteln, die untereinander auf sich verweisen, bringt einen nicht zu unterschätzenden Kreativitätsschub. Aber ist ein Zettelkasten im Zeitalter von Computern mit Datenbanken oder Webanwendungen wie del.icio.us noch zeitgemäss?

Ideen für das Computerzeitalter

Mit dem Wiki zum organisierten Multimedia-Archiv

Es gibt zahlreiche Ideen, um eine Sammlung von Gedanken und bibliografischen Angaben zu organisieren. Ein Beispiel ist das spezialisierte Wiki, das sowohl auf dem lokalen Computer oder dem eigenen Webspace installiert werden kann. Nach der Installation von PHP, MySQL und Apache soll das Wiki seinen Dienst verrichten und alles sammeln, was einem sammelwürdig erscheint (auch Multimediadaten machen keine grösseren Probleme). Dabei muss nicht einmal HTML-Code erlernt werden, es kann die gleiche Syntax wie in der Wikipedia verwendet werden. Es zeichnet sich vor allem in der Verlinkung der Wiki-Artikel untereinander aus, die sehr einfach realisiert werden kann.Ein Beispiel zum Lösen des Bibliografie- und Notizen-Problems ist Wikindx, mit dessen Hilfe man eine Bibliografie erstellen kann, die auch in andere Programme und Dateiformate exportiert werden kann.

Bibliografieren mit Lit-Link

Eine weitere Lösung ist das Erstellen einer reinen Bibliografie-Datenbank, die allenfalls noch mit Zitaten und Anmerkungen ergänzt werden kann. So bietet beispielsweise Lit-Link die Möglichkeit, dies zu machen. Als ich die Software, die auf einer FileMaker-Datenbank basiert, das letzte Mal testete, war es für meine Zwecke nahezu unbrauchbar. Die einzige interessante Funktion, die es hatte, war der direkte Import von bibliografischen Daten aus Bibliothekskatalogen. Dazu muss man sich in Firefox ein Plugin installieren, mit dem diese Daten importiert werden können. Allerdings gab es auch da Probleme: XML-Dump merkte nicht, wenn Datensätze bereits importiert worden waren, weshalb in der Datenbank schlussendlich einige Einträge zu einem einzigen Buch bestanden. Auch die Bedienung lässt meines Erachtens zu wünschen übrig.

Eierlegende Wollmilchsau: Zotero

Eine viel intelligentere Lösung habe ich mit Zotero gefunden. Gerade wenn es nicht nur um die reine Verwaltung von bibliografischen Daten geht, sondern auch um die Verwaltung von digitalen Informationen, ist Zatero eine super Lösung. Das OpenSource Tool beherrscht den Import von bibliografischen Daten aus Bibliothekskatalogen wie zum Beispiel Nebis oder Ids aus dem effeff. Ausserdem können mit Zotero auch Webseitenzustände archiviert, kommentiert und verschlagwortet werden. Die Verschlagwortung bzw. das Taggen von Einträgen ist wohl eine der wichtigsten Eigenschaften, die Zotero gegenüber anderer hier vorgestellter Lösungen voraus hat. Auch die Plattformkompatibilität ist super: Auf den drei verbreitesten Systemen, Windows, MacOS und Linux mit Firefox 2.0.

Fazit

Der Test im Alltag muss zeigen, inwiefern Zotero sich wirklich für das Erfassen von Daten eignet. Was aber die Karteikarten von Luhmann den digitalen Lösungen voraus haben ist schlicht und ergreifend das gleichzeitige Anschauen von mehreren Einträgen. Mit einem Handgriff kann ein ganzer Tisch mit Karten vollgelegt werden; am Computer hingegen ist die Arbeit mit mehreren Einträgen der Datenbanken ziemlich mühsam. Auch die Garantie, dass Programme in der Zukunft weiterentwickelt werden, ist nicht auf Jahrzehnte hinaus gesichert. Und das will schon ein triftiges Argument für das Papier sein. Schliesslich will man sich nicht die Mühe machen, eine Datenbank anzulegen, um dann x Jahre später festzustellen, dass die Einträge, die man geschrieben hat, nicht mehr lesbar sind.

Oma erklärt Mehrklassengesellschaft im Zug (31)

Schon wieder (vgl. Opa erklärt SBB-Anzeigetafeln) so ein interessantes Gespräch aufgeschnappt. Zugfahren ist eben doch lustig! Und wenn ganz junge Menschen mit dem Zugfahren sozialisiert werden noch lustiger! Diesmal hat eine Oma die Aufgabe übernommen, mit ihrem Enkel einen Tagesausflug mit DarVida im Rucksack zu unternehmen. So oder ähnlich hat sich das Gespräch auf der Strecke Winterthur–Zürich in der S12 abgespielt. Ich entschuldige mich dafür, dass die richtigen Dialekte leider bei der Transkription verloren gegangen sind.

Enkel: Wieso häts det äne so wenig Lüt?Oma: Das isch äbe erschti Klass.Enkel: Wieso?Oma: Gsehsch das 1 det näbed de Türe?Enkel: Ah ja.Oma: Und lueg überall isch Nichtraucher (auf eines der unzähligen durchgestrichene-Zigarette-Piktogramme zeigend).

Ganz wenig später, immer noch auf der selben Strecke, dieselben Personen – die Begrüssung in der S12 ist noch nicht gekommen (und wird noch eine Weile nicht kommen).

Enkel: Simmer etzt schnäller als d’Autobahn?Oma: Ja.Enkel: Isch das det äne d’Autobahn?Oma: Nei.

Weil der Zug so schnell fährt, kommen wir doch noch an der Autobahn vorbei.

Oma: Log da die Pfiiler, das isch d’Autobahn.Enkel: Aber mängisch isch mer mit em Auto glich schneller, lueg.Oma: Ja, aber mit em Zug chunt mer nid in Stau, und au nid in Fiirabigvercher.Enkel: Und mer mues ken Parkplatz sueche.

Seit zwei Jahren ist der Bär zurück (30)

Der Bär ist seit zwei Jahren zurück in der Schweiz. Zumindest lassen die Medienberichte in den letzten 3 Sommern (der laufende eingeschlossen) dies suggerieren. Nachdem 1904 in der Schweiz der letzte Bär geschossen worden war, wurden zwar sporadisch Bären gesichtet, direkt gelebt hat in der Schweiz wohl aber kein Bär.

Touristische Attraktion 2005

Zum besten Zeitpunkt kam der Bär im August 2005: Kurz vor dem Schluss der Sommerferien in der Schweiz war der Bär die Attraktion für Touristen, die einen Wochenendausflug machen wollten. Im schönen bündnerischen Münstertal hat sich der Bär eine schöne Region zum Wohnen ausgesucht. Paradoxerweise ziemlich in der Nähe wurde am 1. September 1904 der letzte Bär erlegt. Dieses Mal sollte es aber dem Bären besser gehen als noch vor rund hundert Jahren, denn nach gut einem Monat macht sich der Bär auf Wanderschaft und verlässt die Schweiz sodann wieder.

Darauf folgt Bären-Management-Plan 2006

Weil der Bär – wie im 2005 gesehen – ziemlich eigensinnig ist und Meister Petz trotz Nichtbestehen von jedwedem Bärenansiedlungsprojekt wieder in die Schweiz einwandert (Achtung, Zottel einsperren und Sicherheit schaffen!), musste das «Raubtiermanagement» des Bundes erweitert werden. Das Bärenkonzept wurde am 25. Juli 2006 veröffentlicht und soll helfen, die Bevölkerung vor dem Bären zu schützen und Schäden zu verhindern. Unser benachbartes Fürstentum hat gar einen alpinen Bärenworkshop ins Leben gerufen. Dank all diesen Massnahmen in den einzelnen Ländern, soll der Bär möglichst wenig Schäden anrichten. Wenn er aber wie 2005 auf Wanderschaft geht und das Land verlässt, ist ein einzelnes Land überfordert. Eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ländern sei sehr wichtig, wie auf der Raubtiermanagement-Seite des Bundes nachzulesen ist.

bär_liegend

Und Test-Bär 2007

Auch 2007 bärt es wieder im Bündnerland. Diesmal ist es ein junger Bär, nicht mehr ein ausgewachsener wie im 2005 noch (Der Bär weiss schliesslich um die Probleme der AHV 😉 ). Ist dies der Bär, der sich gesagt hat, jetzt wollen wir dieses Bären-Konzept einmal ausprobieren? Wissen jetzt alle Leute, dass Sie, wenn sie einen Bär sehen, stehen bleiben und laut redend auf sich aufmerksam machen sollen? Dass sie den Bären auf keinen Fall füttern sollen? Und den Bären nicht provozieren sollen? Bis jetzt scheint es gut zu klappen. Futter beschafft sich der Bär selber, frisch vom Bauer. So schmeckt Lamm am besten. Heute wurde gar vermeldet, dass der Bär eingefangen und mit einem Sender ausgestattet wurde. Eine spektakuläre Aktion mit Helikopter und Narkosegewehr, versteht sich. Aber der Bär hat doch eigentlich nur schwarze Schafe aussortieren wollen, was ist denn falsch daran, dann nimmt er schon anderen die Arbeit weg?Ich wünsche dem Bär bei seiner Reise auf jeden Fall einen angenehmen Aufenthalt im Bündnerland. Auf dass er so wenig Knallpetarden und Gummischrot in Anspruch nehmen muss. Und ein kleiner Tipp an den Bären: Lass dir von den Journalisten und Fotografen, die unbedingt noch schnell das Sommerloch füllen müssen, nicht die Sommerferien verderben!

Links:

Im Irak wird gebloggt (29)

Heute ist in der Sonntagszeitung ein Bericht über irakische Blogger (leider nicht mehr online verfügbar) zu lesen, der mich sehr interessant dünkt, und der sogar Online erhältlich ist. Der Artikel betont nämlich die Bedeutung der Blogs, in denen «Bürgerjournalisten» schreiben, die im Orient gänzlich unterschiedlich zum Okzident zu sein scheint.

Blogger werden von traditionellen Medien ernst genommen

Weil Bagdad für JournalistInnen eines der gefährlichsten Pflaster auf der ganzen Welt ist, sind publizistische Organe, die nicht nur auf Mitteilungen der Besatzungsmächte setzen, auf die mutigen Blogger angewiesen. Die Blogger – oft irakische Journalisten, die in den Blogs Artikel publizieren, die für die Zeitungen zu brenzlig wären – legen sich ein Pseudonym zu, um nicht angegriffen zu werden.Der Artikel von Birgit Svensson ist sehr aufschlussreich. Was allerdings der Link zu inanews.com unter dem Artikel zu suchen hat, ist mir noch nicht aufgegangen. Viel interessanter wären doch Links zu englischsprachigen Blogs gewesen.Die Journalistin Birgit Svensson ist bereits seit 2003 im Irak und berichtet von dort für viele deutschsprachige Medien-Artikel von Svensson:

  • Bei der Welt
  • Bei der Faz (leider sind die Artikel aus dem Archiv nicht kostenlos anzusehen)