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Chlorgebrabbel

Man kann an einer Station aus dem Zug aussteigen, an der man sich die Leute angucken kann, die Verantwortung tragen. Einer schleppt da den grösseren Bauch mit sich herum als der andere. Das muss wohl vom vielen Entscheiden kommen: Kaufen, verkaufen, behalten, eine Option auf den Kauf kaufen, die Option auf den Kauf verkaufen.

Sie haben ihre separate Tür, wenn sie aus dem Bahnhof hinaustreten wollen. An einer anderen Tür kann man an dieser Station auch Leute anschauen, die über diejenigen mit der Verantwortung Geschichten schreiben. Welten trennen diese beiden Spezies: Tropfen eines tosenden Gewässers.

An der selben Station steigen auch die Leute aus, die sich wie Fische fühlen wollen. Sie wechseln die Strassenseite, ignorieren mit Wohlwollen die Verantwortungsträger – man soll die schwer Tragenden nicht noch ärger belasten –, weil sie Wichtigeres zu tun haben.

Sie schwitzen unter Schwerstarbeit und merken nichts davon, weil sie im Wasser arbeiten. Das linke Bein hoch, dann das rechte, alles schön im Takt der Musik, die mehr von Vorgestern nicht sein könnte. Diejenigen, die sich nicht anleiten lassen von der Dame mit Turnschuhen, teilen sich in Schnelle und Langsame, indem sie Bahnen ziehen.

Kommen sie aus dem Gebäude, das eigens dazu gebaut wurde, Wasser zu enthalten, sehen sie alles in anderem Licht: Die Händler, die mit Unsichtbarem handeln, die Schreiberlinge, die im Glaskomplex sitzen, und die abertausend Wasserteilchen, die von oben nach unten fliessen.

Muss man sich Sorgen machen?

Immer mal wieder kommt ein Besucher über Google auf diese Seite. Gar nichts Besonderes an sich, denn der grösste Teil der Besucher kommt beim ersten Mal über Google. Wenn Leute mit den Suchbegriffen «Körper abhärten» oder «Junge abhärten» auf die eigene Seite kommen, weil man einmal einen Artikel über Agota Kristofs Grand Cahier veröffentlicht hat, ist das doch ein bisschen unangenehm.

Was sind das für Leute, die sich abhärten wollen? Aus welchem Grund denn? Und vor allem: sollte man sich Sorgen um diese Leute machen? Leider gibt es keine Möglichkeit, auf irgendeine Art und Weise zu helfen. Man sieht nicht, um wen man sich Sorgen machen müsste; noch viel weniger sieht man, aus welchem Grund die Leute nach diesen Begriffen suchen. Und wer hat schon nicht irgendwann nach ganz komischen Dingen gesucht, weil man weiss, etwas gelesen zu haben, aber nicht mehr wo?

Vor einiger Zeit habe ich mit der Nuss darüber gesprochen, sie hatte einen prekäreren Fall, der sehr viel Traffic über die Suchmaschinen generierte. Einmal hatte sie nämlich die Effektivität von Selbstmord-Methoden diskutiert, die auch in Zeitungen stehen. Sie hat sich dafür entschieden, den Artikel vom Netz zu nehmen.

An diesen Gedanken schliessen ganz schnell einmal ziemlich grundsätzliche Diskussionen an, wie liberal man auf diesem Gebiet denken darf oder kann. Wie nimmt man Verantwortung gegenüber von Personen wahr, die bloss über Google auf einen einzelnen Blog-Beitrag gespült werden? Werden sich diese Leser im Blog umschauen und auch andere Artikel ansehen, bevor sie zum nächsten Resultat weiterklicken?

Als Blogger muss man darum bitten.