Schlagwort-Archive: Reise

In den Kanälen

Dann war da noch Strasbourg: Das Gepäck fast in Zürich liegengelassen, von wo aus es nach Genf weitergefahren wäre, vor dem Münster bei eisigem Wind gestanden, die Kanalrundfahrt im Kindermodus gehört. Die bekommen etwas geboten, die Kinder. Drei Zehnercouverts Billette gelöst, wobei doch jedes Billett einzeln aus dem Automat ausgedruckt wurde. Aus dem Tram fast nicht mehr ausgestiegen, weil die mit ihrem Gepäck zu lange hatten und der Türverschluss schon wieder betätigt wurde. In tollen Cafés oder salons de thé gesessen und chocolat chaud getrunken, zugehört wie jemand latte macchiato wollte und dann die französische Version café au lait serviert bekam. Morro als Glücksgriff gekauft und biscuits oder olives au chocolat. Und ja, natürlich: tartes flambées und crêpes!

Linkeria #15: Welt fassen (Woche 50, 2009)

  • The Skill of Emplotment or the Rise of Storytellers: Komplexität in Geschichten erzählen. Gedanken über Geschichten in immer komplexeren Welten.
  • Dürfen Fernreisen sein? – Ilija Trojanow, Sabine Minninger und Harald Zeiss, diskutieren bei der Zeit übers Reisen. Wer darf wie reisen?
  • Die Schreibengel: Miriam Meckel über Lesen und Schreiben, Gedanken und Erinnerungen. «Wenn Advent schon etwas mit Ankommen zu tun hat, dann könnten es doch auch ein paar Schreibengel sein, die in den kommenden Tagen und Wochen sanft und leise bei uns landen und unsere Gedanken anstupsen.» [via: Blogbibliothek]

Jeden Samstag 3 Links und Kürzestzusammenfassungen zu interessanten, visionären, relevanten und lesenswerten Texten aus dem Web. Anregungen werden gerne per Mail entgegengenommen: linkeria [affenschwanz] textworker [punkt] ch

Linkeria #7 (Woche 42, 2009)

  • «Wir wollen fahren, bis wir 90 sind!»: Interview mit einem Ehepaar, das seit 25 Jahren auf Rädern ist. Zuerst lebten sie von den Zinsen des Ersparten, dann vom Ersparten und einem unverhofften Erbe, jetzt von der Rente (mit der sie in der Schweiz Sozialfälle wären).
  • Vier politische Variationen auf Jorge Luis Borges: Rüdiger Wischenbarts Rede zum österreichischen Bibliothekarstag 2009: Über die Zukunft der Bibliothek und die Vereinfachung des Zugangs zum Wissen mit der digitalen Revolution.
  • Gefangen im Paradies: Ein Essay über den Inselkoller und gleichzeitig über Grenzerfahrungen, die Welt und das Paradies, das sich der Mensch gerne als Insel vorstellt. «Der Inselkoller ist kein universales Phänomen, er ist ein lokales, ein sehr lokales. Je kleiner die Welt, desto wilder tritt er auf.» (Leider nur teilweise online)

Linkeria: Jeden Samstag 3 Links und Kürzestzusammenfassungen zu interessanten, visionären, relevanten und lesenswerten Texten aus dem Web. Anregungen werden gerne per Mail entgegengenommen: linkeria [affenschwanz] textworker [punkt] ch

Die schönste Stadt

So gemein aber auch: Im Nachtzug nach Lissabon von Pascal Mercier kommt eine Szene mit Isfahan vor. Der Protagonist hätte nach Isfahan, der angeblich schönsten Stadt der Welt, gehen wollen, um da eine Stelle als Hauslehrer anzutreten. Er hat sich bereits ein Sprachlehrbuch gekauft, das ihm sein Vater bezahlte, aber entschied sich dann doch dagegen.

Das kommt mir wie eine Parallele zu meiner jetztigen Situation vor: Noch vor wenigen Wochen wartete ich aufs Visum. Am Freitag vor den iranischen Wahlen ist es dann gekommen, es sieht ganz schön aus mit diesen Buchstaben drin. Mein erstes Visum überhaupt, im frischen Pass, aber doch auf Seite 9 eingeklebt.

Die Freude war gross, die Reise eigentlich auch schon geplant. Und Isfahan war auch unter den Reisezielen, denn die Bilder sprechen für sich, selbst dann, wenn einem die Leute, die Bücher für die Reisevorbereitung ausgeliehen haben, meinten, dass die Farben in keiner Weise der Realität entsprächen.

Und dann diese Unregelmässigkeiten bei der Wahl, die ja offiziell keine waren. Jetzt wird die Reiseroute wohl oder übel geändert. Selbst wenn noch es noch ein guter Monat bis dahin ist, scheint die Lage noch immer unüberblickbar. Und wenn die politische Lage schon jetzt so instabil ist, soll man ja umplanen. Es gibt schliesslich noch genug andere schöne Flecken in der Welt. Und man kann sich ja die schönste Stadt der Welt auch noch für später aufsparen und währenddessen im Nachtzug nach Lissabon weiterlesen.

Wetter Irland: Sind die wegen der Sonne gekommen?

Das Gesprächsthema, mit dem man als Irlandreisender prototypischerweise konfrontiert wird, ist das Wetter. Warum fragt man sich da gar nicht mehr, wenn man einen Reiseführer konsultiert hat, es wird einem eine Niederschlagsmenge prophezeit, da können Wüstenbewohner nur neidisch werden, wenn sie wieder einmal einer Fata Morgana aufgesessen sind.

Dass aber selbst Iren manchmal vom Thema Wetter nicht abzubringen sind, hat ein kleines Erlebnis auf den Aran Islands gezeigt. Ein Inselgrüppchen, das von jedem Touristenführer angepriesen wird, man habe da wunderbare Aussicht auf die Klippen am Festland und auch von den Bewohnern her seien die Inseln einzigartig. Jenes kann ruhigen Gewissens bejaht werden; von der Aussicht auf die Klippen war bei unserem Ausflug nichts zu spüren. Vielmehr war der Himmel bedeckt von Wolken, Nebel verdeckte die Sicht und ein fieser Wind Blies um die Ohren.

Umso lustiger mussten da die Menschen auf uns Wirken, nachdem wir das Stampfen und Rollen der Fähre hinter uns gebracht hatten (und glücklicherweise in unseren Wanderschuhen guten Stand hatten im Gegensatz zu den Schülerinnen, die mit Flipflops und Minirock aufs Boot gestiegen sind). Man mache sich aber von den Wellen selbst ein Bild in meinem ersten Youtube-Video.

Fähre zu den Aran Islands

Am Strand begegnet uns ein Ire, der – hartgesotten wie man es sich vorstellt – die Nacht auf seinem Segelboot verbracht hat. Der Wetterbericht habe erstaunlicherweise einmal gestimmt, nein, das Wetter sei noch schlimmer gewesen als angesagt. Und dann berichtet er über beide Backen und mit beiden Augen lächelnd, dass dieser Mann dort oben, der Richtung Hafenstrasse läuft, aus Barcelona sei. Mit seinen Kollegen sei er hierher gekommen und ihren Frauen. Dass dieser so schnell weggeht kann man fast nicht begreifen. “I suppose they didn’t just become because of the sun.”, lässt den feinen irischen Sarkasmus zu uns hinübergleiten, und sieht, wie schnell dem EU-Mitgenosse der Wind aus den Segeln genommen wurde.